Karneval in Hüls Helau kommt hier niemandem über die Lippen
Hüls · Breetlook lautet der Schlachtruf bei der Sitzung der Nette Stölle Jonges. Das Programm wird selbst gemacht.
. Wo gibt es das noch im Karneval? Alles aus eigenen Kräften, von den Bütten-Rednern und Tänzern über die Musik, die Sänger und die Technik? Bei den Netten Stöllen Jonges in Hüls. Am Samstagabend war es wieder soweit, im 92. Jahr ihres Bestehens feierte die Truppe ihre traditionelle Sitzung im Goldenen Hirsch. Das gesunde Selbstbewusstsein zeigt schon der diesjährige Orden: eine Deutschlandkarte von Hamburg bis München, dem Wort Hüls in der Mitte und dem Text „Es gibt Düsseldorf, Köln und Hüls“.
Entsprechend stolz marschiert der Musikzug ein und es gibt was auf die Ohren. Vorher hatte die fleißige Saalkapelle das Publikum, zumeist kostümiert, in Schwung gebracht: „Op de Maat, op de Maat, stont die Buure“. Eine nicht endenwollende Schar rot-blau gekleideter Mädchen, die Hölsche Trinas, begleitet die Musiker. Alle mit einer Stange Breetlook (Suppengrün) in der Hand. Breetlook heißt auch der Schlachtruf, ein Helau bekommt keiner über die Lippen.
Mütter und Omas sind
stolz wie Oskar
Dann übernimmt Vize-Präsident Christian May das Kommando: „Wir fangen an mit einem Kindertanz, denn die Kinder sind unsere Zukunft.“ Zwölf Hülser Nachwuchsjecken hüpfen über die Bühne und versuchen sich an Hebefiguren. Eine erste Rakete ist fällig und die Mütter und Omas sind „stolz wie Oskar“. Nach einer kurzen Jubilarehrung für 25-jähriges Mitwirken gibt es schon den ersten Höhepunkt. Der 10-jährige Kilian May markiert ein karnevalsgeschädigtes Kind. „Wie grausam ist die Karnevalszeit“ fängt sein gereimter Vortrag an, den seine Oma Elsa mit ihm ausgearbeitet hat. Nach den Erlebnissen mit seinen Eltern Helene und Christian, die 2017 das Prinzenpaar in Hüls stellten, nimmt Kilian den Saal geschickt mit und endet im Prinzenkostüm mit dem Hit „Einmal Prinz zu sein“. Die Besucher sind aus dem Häuschen.
Anschließend wird der Musikzug zur Bigband und internationale Filmmusik erklingt. Nur mühsam kommt der Saal zur Ruhe und in der Bütt erzählt Georg Dyba vom schweren Amt als Bestatter. Als ehemaliger Unternehmerberater weiß er: „Früher habe ich Kohle zu Asche verwandelt, jetzt mache ich Asche zur Kohle.“ Zehn schmucke Piratenbräute zelebrieren danach unter großartigen Lichteffekten den Tanz der Crazy Girls. Eine gesungene Büttrede lieferten Opa Dieter May und Heinz Croonenbroeck als Dopp&Depp ab. Danach ehrt Präsident Ralf Gitzelmann Christian May, der schon als Fünfjähriger auf den karnevalistischen Brettern stand: „Er ist ein Multitalent, beherrscht zahlreiche Instrumente und ist seit fünfzehn Jahren unser geschätzter Vorsitzender.“
Kein Wunder, dass wieder eine Rakete fällig ist und die Breetlook-Rufe nicht aufhören. Vor dem Finale noch ein Männertanz – und dann gibt der Präsident kurz nach Mitternacht die Tanzfläche frei.