Forschen in der antiken Müllkippe

Hinterlassenschaften der Römer im Kastell Gelduba.

Gellep-Stratum. Die ersten Sätze von Kindern bestehen meist aus einzelnen Worten. Neugier treibt sie an, die Frage "Warum?" ist ihr Hauptanliegen. Manche Menschen vergessen diese Neugier nie, und es gelingt ihnen sogar, sie zu ihrem Beruf zu machen - wie Historikerin Alexandra Schubert. Die 30-Jährige befasst sich mit den Hinterlassenschaften der Römer am Kastell Gelduba und hat sich den Inhalt einer "Müllkippe" vorgenommen, die schon fast 2000 Jahre alt ist.

Alexandra Schubert, M.A.

Um die Zeitenwende hatten die Römer hier ihr Lager aufgeschlagen, "und sie müssen sehr ordentlich gewesen sein", sagt die Archäologin. Ein großer Teil ihres Mülls, Scherben etwa und der Kehricht, kamen in diese Grube.

Spuren organischen Mülls fand man kaum. "Wir nehmen an, dass sie Fleischreste oder Knochen in den Rhein geworfen haben", sagt Dr. Christoph Reichmann. Der Leiter des Museums Burg Linn arbeitet mit der Uni Köln zusammen, indem er Vorschläge für deren Doktorarbeiten macht. "Wir sind sehr froh darüber, wenn sich jemand mit unseren Funden befasst."

Alexandra Schubert hat in ihrem Büro 200 Kisten stehen: "Es sind deutlich mehr als 20 000 Einzelscherben", hat sie gezählt. Aus zwei kleinen Haufen passender Scherben hat eine Restauratorin schon zwei Gefäße rekonstruiert.

Damit hat Schubert schon einen kleinen Teil ihrer Ziele erreicht: "Ich möchte das Fundmaterial aufarbeiten, feststellen, ob meine Ergebnisse mit den wissenschaftlichen Ergebnissen aus dem Innern des Kastells zusammenpassen." Und sie möchte über die Müllentsorgung der römischen Lager berichten: "Es gibt noch keine zusammenfassende Darstellung des Themas."

Und damit ist denn auch ein wichtiger Anspruch an die Doktorarbeit erfüllt, nämlich etwas neues herauszufinden und darzustellen. Alexandra Schubert weiß heute schon, dass die Römer Mülltrennung vorgenommen haben: Metall hat sie kaum gefunden, denn das wurde wieder eingeschmolzen und weiterverwendet. In der ganzen Grube von zehn mal zwölf Metern, Tiefe etwa 1,60 Meter, waren auch nur drei römische Münzen, die wahrscheinlich aus Versehen weggeworfen wurden.

Wann sie mit ihrer Arbeit fertig sein wird, darauf will sie sich nicht festlegen. Denn neben Ausgrabungen und Forschungen muss sie auch noch ihren Lebensunterhalt verdienen. Aber ihre Neugier darauf, wie die Menschen früher hier gelebt haben, kann sie sogar wissenschaftlich befriedigen.