Gisela Langen: Die WM ist nächstes Ziel der 83-Jährigen
Die 83-jährige Tischtennis-Spielerin Gisela Langen hat Silber im Doppel bei der Europameisterschaft in Bremen gewonnen.
Uerdingen. Lachend öffnet Gisela Langen die Tür zu ihrem Wohnzimmer. Hier bewahrt die 83-Jährige ihre Pokale und Urkunden auf. Seit Jahrzehnten zählt die frischgebackene Vize-Europameisterin im Doppel zu den besten Tischtennisspielerinnen im Seniorenbereich.
Früher spielte die gebürtige Sächsin Feldhandball. Durch einen Aushang in der Gaststätte kam sie mit 21 Jahren zum Tischtennis, einer ihr bis dahin unbekannten Sportart. „Damals haben wir im Tanzsaal gespielt, Hallen gab es nicht“, erinnert sie sich.
Einige Jahre spielte Gisela Langen erfolgreich, dann zog sie ihre Söhne groß. Mit 48 Jahren begann sie wieder mit dem Wettkampfsport beim SC Bayer 05 Uerdingen. Von Jahr zu Jahr steigerte sie sich, und so folgte 1994 in Melbourne die erste WM-Teilnahme.
Seitdem nimmt sie jedes Jahr an WM- und EM-Turnieren teil. Dass man dabei die ganze Welt bereist, gefällt ihr besonders gut. „Australien war wirklich toll, aber auch Kanada, Skandinavien, Japan, die Mongolei oder China haben mich beeindruckt“, schwärmt Gisela Langen.
Im Mutterland des Tischtennis’ besuchte die reiselustige Seniorin mit ihren Mitspielern die chinesische Mauer. Ihre schönste Tour aber führte sie nach Rio de Janeiro an die Copacabana, obwohl sie dort sogar Opfer eines Straßenüberfalls wurde. Trotzdem: „Brasilien ist einfach wunderbar.“ Die Augen der Spielerin leuchten, als sie davon berichtet. Ihr sportlich erfolgreichstes Turnier spielte Gisela Langen 2006 in Bremen. Bei der Heim-WM wurde sie Weltmeisterin im Einzel.
2013 fand die EM ebenfalls in Bremen statt — ein gutes Pflaster für die Sportlerin. Mit ihrer finnischen Doppelpartnerin gewann sie die Silbermedaille. Außerdem ist sie mehrfache deutsche Meisterin. Hinter den Erfolgen steckt neben dem wöchentlichen Training mit zwei Herrenmannschaften auch der Spaß am Sport und der Gemeinschaft.
Bei den internationalen Turnieren trifft sie Freunde aus aller Welt. Besonders eng ist der Kontakt zum englischen Team. „Ich bin sogar Mitglied im englischen Senioren-Tischtennis-Bund, den Veterans“, erzählt sie stolz.
Gisela Langen freut sich über den Respekt, der ihr im Ausland, aber auch im Verein von Mitspielern aller Altersklassen entgegengebracht wird. „Diese Akzeptanz ist nicht selbstverständlich.“ Unterstützt wird sie auch von den drei Kindern. „Ohne meine Familie wäre das alles nicht möglich“, sagt sie.
An die sportliche Rente denkt sie noch lange nicht. Für die Zukunft hat die rüstige Sportlerin ehrgeizige Ziele: „Ich möchte so lange spielen wie möglich. Im Mai findet in Neuseeland die nächste WM statt, das wäre meine weiteste Reise.“
Das Hotel in Auckland hat sie sich schon ausgesucht. Kommendes Wochenende steht aber erst mal das internationale Turnier im pfälzischen Neustadt auf ihrem Plan.
Dort nimmt Gisela Langen seit 14 Jahren teil. Die Sporttasche ist bereits gepackt, übernachtet wird auf dem Campingplatz. Ihr Sohn ist auch dabei, genau wie ihre englischen Freunde.
Am Abend nach den Spielen wird dort gemeinsam gefeiert und getanzt, das gefällt ihr. Sie lacht wie eine junge Frau: „Ich freue mich natürlich, wenn ich gewinne. Aber hauptsächlich bin froh, dabei zu sein.“