Große Wirtschaft in der Schule
Der bilinguale Unterricht am Fabritianum soll die Manager von morgen fördern.
Krefeld. Henry Kosgey, der kenianische Industrieminister, empfängt wichtigen Besuch: Marketing-, Sales- und Projectmanager von Apple, Nokia und Samsung. Heute ist die alles entscheidende Angebotspräsentation - es geht um den Zuschlag für ein Megaprojekt.
Der Produktionsstandort Upper Hill soll ausgebaut werden. Dafür sucht das kenianische Ministerium Investoren. Schauplatz dieser Szene ist jedoch nicht Ostafrika, sondern Krefeld. Genauer: Das Uerdinger Gymnasium Fabritianum.
In Jahrgang Zehn wird im Rahmen des bilingualen Unterrichts ein zusätzlicher Kurs gewählt: Sachfachunterricht in englischer Sprache. Zukunftsrelevante Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie Facetten interkultureller Kommunikation stehen somit fest im Stundenplan.
"Wir behandeln Themen wie Bewerbungen, Geschäftstreffen und interkulturelle Orientierung", beschreibt Hans-Joachim Salge, Studiendirektor für Bilingualität am Fabritianum. Er bietet bereits zum siebten Mal solch’ einen Kurs. "In diesem Jahr ist die Gruppe ausgesprochen gut, ein Paradebeispiel selbstständigen Lernens. Jeder Kurs hat aber sein Besonderes", schildert Salge.
Der Anspruch sei nicht, dass alles zu 100 Prozent sachlich korrekt ist. Es geht um die Simulation von Situationen, in welche die Manager von morgen künftig geraten können. Salge betont: "Im Vordergrund stehen Festigung des freien Sprechens in fremder Sprache, Gruppenarbeit und arbeiten im globalen Kontext".
Am Anfang seien die Schüler noch ein bisschen zurückhaltend, dann aber wird das Projekt zu ihrem Projekt - sie identifizieren sich mit den Akteuren und deren Zielen.
"Solche Projekte müsste es schon in der Sekundarstufe I geben, um spätere Hemmschwellen zu vermeiden", fordert Salge. Vorgegeben war das Ziel, den Auftrag für den Bau oder die Nutzung von einer Produktionsstätte von Mobiltelefonen an einem zu benennenden Standort in Kenia zu erhalten. Sowohl Kenia als auch andere Länder sollen beliefert werden. Wettbewerber sowie entscheidendes Ministerium waren festgelegt, der Rest lag an den Schülern.
Die Schüler wurden zum ersten Mal mit solch einer Situation konfrontiert - ihre Rückmeldung fällt durchweg positiv aus. "Natürlich gab es am Anfang Probleme", schildert Lasse Essensten von Nokia, alias Marius Alexius. Das bestätigt auch Charlotte Johnson von Apple, alias Charlotte Schatz: "Wir haben uns selbst Informationen eingeholt, mussten alles filtern. Das war nicht so einfach".
Die Gruppenarbeit war für alle ein positives Erlebnis. "Das hätte man nicht alleine bewältigen können. Durch die Gruppe sind viele Ideen eingebracht worden, die sonst nicht aufgekommen wären", betont Yukka Kalasvu von Nokia, der im wahren Leben Alexander Kuhnes heißt.
Viele Schlüsselkompetenzen, die für ihre Karriere grundlegend sind, können die Schüler in dieser Art von Unterricht erlernen. Wenn die Gruppe so erfolgreich ist wie die um "Henry Kosgey", "ist das ein gutes Gefühl für den Lehrer", so Salge.