Handballer Swen Kuhlen und das Glück der Gene

Viele Mitspieler könnten seine Söhne sein: Mit 45 Jahren ist Swen Kuhlen der älteste Aktive beim TV Oppum und in der Verbandsliga.

Oppum. Während andere Handballer ihre Schuhe längst an den Nagel gehängt, den Leistungssport aufgegeben haben und vielleicht nur noch in der Freizeit ihrem Hobby frönen, findet Swen Kuhlen noch längst kein Ende.

Mit sage und schreibe 45 Jahren schnürt der drahtige Linkshänder mit dem strammen Wurf noch immer regelmäßig die Sportschuhe und spielt Handball auf hohem Niveau - und zwar beim TV Oppum in der Verbandsliga.

"Ich kann’s eben nicht lassen", sagt Kuhlen. Dreimal pro Woche trainiert er, um am Wochenende in der Meisterschaft auf Punktejagd zu gehen. Seit zwei Jahren trägt der gebürtige Düsseldorfer das Trikot des Altmeisters in der "fünften Liga".

Er wechselte damals vom TSV Kaldenkirchen in die Seidenstadt, der vorläufig letzten Station einer langen Handballer-Laufbahn. "Ich hatte das Glück der Gene und bin von schweren Verletzungen verschont geblieben.

Allerdings habe ich mein Leben total auf den Sport abgestellt. Ich trinke so gut wie keinen Alkohol und ernähre mich gesund. Aber ich weiß auch, was Muskelkater ist", sagt Kuhlen, dessen Elan ungebremst zu sein scheint.

Selbst die eingefleischtesten Oppumer Fans rieben sich nach den ersten Spielen des Angreifers verdutzt die Augen. "Den hätte ich auf Mitte 30 geschätzt", wollte auch Peter Bister, Ex-Vorsitzender des Krefelder Turnklubs, beim Besuch in der Sporthalle Scharfstraße das Alter des Oppumers kaum für möglich halten.

"Bei Trainer Eckart Schuster, der gleich alt ist, habe ich einen kleinen Altersbonus, ohne dass wir groß darüber gesprochen haben. Aber immer wenn ich sage, jetzt geht’s nicht mehr, ich bin kaputt, darf ich mir eine Pause gönnen", sagt Kuhlen, der hofft, dass er mit den Youngstern nach stockendem Start am Saisonende auf Platz fünf oder sechs landet.

Viele seiner Mitspieler könnten seine Söhne sein. Die hat Kuhlen zwar nicht, dafür aber vier Mädels: Julia (17), Laura (15) und Lisa (10) aus erster Ehe sowie die sechs Monate alte Maja, die mit Kuhlens Freundin Jutta bei jedem Heimspiel dabei ist.

Nach der Handball-Grundausbildung als Schüler beim DSC 99 in der Landeshauptstadt spielte Kuhlen beim TV Ratingen und beim Ratinger Turnerbund. Zwischendurch auch fünf Jahre für Phönix Essen in der Oberliga. "Doch das ist lange her. Jetzt plane ich immer für eine Saison."

Als nächste Station könnte sich der technische Angestellte einer Ratinger Schaltanlagenfirma den Posten als Spielertrainer einer Bezirks- oder Kreisligamannschaft in Krefeld oder im Kreis Viersen vorstellen. "Ich möchte so lange wie möglich Handball spielen. Ich kann davon noch immer nicht genug bekommen. Der Sport gehört zu meinem Leben einfach dazu." Swen Kuhlen kann’s eben einfach nicht lassen.