Musiktherapie: Wo Gesang gut fürs Selbstbewusstsein ist
Die integrative Kita Bischofstraße setzt auf Teilhabe und gegenseitigen Respekt. Musiktherapie ist ein Baustein, um die Kinder zu fördern.
Krefeld-Oppum. Rike Eggink hat erst ein paar Takte auf ihrer Gitarre gespielt, da würde Lukas am liebsten schon lostanzen. Er sitzt auf dem Boden und wippt mit dem Oberkörper begeistert hin und her. Dana dagegen wirkt skeptisch und scheint sich zu fragen, was hier denn gerade passiert. Das Treiben schaut sie sich lieber erstmal in Ruhe an. Einer, der wiederum genau weiß, was jetzt kommt, ist Berk: Am Anfang der Musikstunde steht immer das Begrüßungslied.
Einmal in der Woche kommt Rike Eggink in die integrative Kindertagesstätte an der Bischofstraße. Die 30-jährige Musiktherapeutin betreut dort immer über mehrere Wochen hinweg eine feste Gruppe von Kindern — gesunde, behinderte und Kinder mit Entwicklungsauffälligkeiten werden bunt gemischt. „Bei uns sind alternative Kommunikationsformen ein wichtiges Thema“, sagt Kita-Leiterin Gabi Jansen. Denn nicht alle Kinder sprechen — sie sind auf Gebärden angewiesen, um sich mit den anderen zu verständigen. „Und eine weitere Alternative ist eben die Musik“, sagt Jansen.
In dem hellen Zimmer unterm Dach geht es derweil hoch her. „Jeder von uns hat ’nen eigenen Namen“, singt Eggink. „Kannst du uns deinen wohl heute verraten?“ Das geht so lange, bis jedes Kind an der Reihe war und geflüstert, gesagt oder gerufen hat, wie es heißt. Die Kinder sitzen im Kreis auf dem Boden; in der Mitte liegen Rasseln, Glockenspiele und Tamburine.
Aus dem bunten Haufen sucht sich jetzt jeder ein Instrument aus, und dann geht’s auch schon weiter. Die Kinder singen, trommeln, flöten und klimpern, was das Zeug hält — und beim Bewegungslied „Nashorn, Elefant und Krokodil“ taut sogar Dana auf. Das Mädchen mit Down-Syndrom schafft es beim dritten Durchgang, die Bewegungen mitzumachen und wirkt fast ein bisschen erstaunt über sich selbst.
„Uns ist es total wichtig, das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken“, sagt Gabi Jansen. „Das tun wir, indem wir ihre Kompetenzen in den Alltag integrieren.“ Im Klartext: Die Kinder sollen aktiv teilhaben können, halten gemeinsam mit den Erziehern Konferenzen ab und entscheiden selbst über Projektthemen. Dabei lernen sie sich und die anderen besser kennen und erfahren zudem, wo ihre Interessen und Stärken liegen.
Die Musik wirkt dabei unterstützend: „Die Kinder machen aktiv etwas miteinander“, sagt Eggink. Dabei dürfe jeder mal im Mittelpunkt stehen. Und dadurch, dass die Gruppe gemischt ist, wird ganz nebenbei auch eines der pädagogischen Ziele der integrativen Kita umgesetzt: Die gegenseitige Akzeptanz des Andersseins. „Bei uns lernen die Kinder, dass Menschen unterschiedlich und bunt sind — und dass das auch gut so ist“, sagt Jansen.
Dana strahlt inzwischen bis über beide Ohren.