Naturtalent am Luftgewehr
Seit neun Jahren schießt Brigitta Beckers mit dem Luftgewehr. Jetzt qualifizierte sie sich erstmals für die Deutschen Meisterschaften.
Oppum. Brigitta Beckers ist treffsicher. Wahrscheinlich könnte sie sogar einer Fliege das Auge ausschießen. In diesem Jahr ist die Oppumer Sportschützin 56 Jahre alt geworden, womit sie erstmals bei den Wettkämpfen der Senioren starten darf. Und in dieser Klasse legte Beckers einen Blitzstart hin: In Kreis-, Bezirks- und Landesmeisterschaft qualifizierte sie sich für die Deutsche Meisterschaft in der Kategorie "Luftgewehr Aufgelegt" in Dortmund. Dass sie dort mit 295 von möglichen 300 Ringen nur den 72. Platz von 171Teilnehmern belegte zeigt, wie hart umkämpft die Spitze ist.
Zum Schießen ist die vorzeitig pensionierte Lehrerin durch ihren Mann Horst gekommen. Der 65-Jährige ist schon seit 50 Jahren Schütze. "Das hat mich dann irgendwie angesteckt", sagt Beckers, die mit ihrem Ehemann an der Vindonk in Oppum wohnt. So begann sie im Jahr 2000 selber mit dem Schießen. "Und dann lief es ziemlich gut", sagt sie.
Entstanden ist in den Jahren ein wahrer Wettbewerb zwischen ihr und ihrem Mann. "Ich ärgere mich jedesmal, wenn ich verliere. Dann muss ich daheim wieder eine Woche spülen", sagt Horst Beckers. Er wirkt, als sei er gleichzeitig stolz auf die Leistung seiner Frau und ein wenig betrübt über die verlorenen Wetten.
Die Eheleute Beckers kämpfen manchmal auch gemeinsam. Im Partnerschießen waren sie bei der Landesmeisterschaft 2009 schon erfolgreich, belegten den dritten Platz punktgleich mit den ersten beiden Plätzen.
Unzählige Pokale und Orden zieren die Schränke des rustikal eingerichteten Wohnzimmers. "Manchmal weiß ich gar nicht mehr, von wem die einzelnen Pokale sind, deshalb habe ich angefangen die Initialen drunter zu schreiben", sagt die Oppumerin.
Zum Termin mit der WZ hat Beckers ihr Sportgerät aus dem Stahltresor geholt. Das Gewehr wirkt riesig neben der zierlichen Frau. "Es ist beim Schießen ein Vorteil, klein zu sein, dann steht man stabiler." Stabilität braucht sie auch, denn mit knapp fünf Kilo ist das Gewehr kein Leichtgewicht. Die 56-Jährige zeigt einen Pappstreifen mit fünf aufgedruckten Zielscheiben, in deren Mitte ein Loch zu sehen ist. Aus zehn Metern Entfernung muss der Schütze einen kleinen Punkt in der Mitte der Scheibe treffen, nur dann erhält er die höchste Wertung von zehn Ringen pro Scheibe.
Zwar darf Brigitta Beckers das Gewehr in ihrer Disziplin auflegen, aber trotzdem ist das Ziel klein - und unglaublich weit weg.