Neuer Chef der Löschgruppe in Gellep-Stratum: „Wir haben ein Helfersyndrom“
Hans-Peter Riskes ist seit vergangenem Jahr neuer Kopf der Löschgruppe. Jetzt zieht er Bilanz.
Krefeld. Seit über einem halben Jahr ist Hans-Peter Riskes neuer Löschgruppenführer bei der Freiwilligen Feuerwehr Gellep-Stratum. Seinen Dienst hat der 45-Jährige in einem ereignisreichen Jahr angetreten. 5758 Stunden waren die 18 aktiven Mitglieder insgesamt im Einsatz, im Jahr 2011 waren es noch 4600. Der rasante Anstieg der Stunden hat seine Ursache auch in den beiden Großbränden im vergangenen Jahr. Den Brand bei der Firma Roeren erlebte Riskes noch als Stellvertreter seines Vorgängers Hans-Peter Birgels mit.
Doch kurz darauf hing auch dichter schwarzer Qualm über der Düngemittelfabrik Compo. „Da haben wir vier Tage durchgekloppt.“ Das Kommando über die Einheit hatte Riskes beim Brand allerdings nicht. Er brauchte von seinem Arbeitsplatz — Riskes ist Gartenbautechniker — rund 20 Minuten zum Brandort. Stellvertreter Manuel Frenzel konnte schneller da sein und übernahm das Kommando über die Einheit. „Als ich ankam, habe ich gesagt: „Jetzt bringst Du das auch zu Ende“, erzählt Riskes.
Riskes ist ein Mann mit Erfahrung. Bereits seit 1986 ist er bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Auch an seinen ersten Einsatz erinnert sich der 45-Jährige noch sehr genau. Irgendwo war ein Adventkranz in Brand geraten. Als der Alarm läutete, war Riskes so nervös, dass ihm der Autoschlüssel im Schloss abbrach.
Heute kann Riskes über seinen Übereifer lachen: „So sind die jungen Leute. Die sind aufgeregt, weil sie nicht wissen, was passiert.“ Das gebe sich schnell. „Es bringt ja nichts, wenn man sich beim Einsatz vor lauter Stress in der Sicherheitskleidung verheddert.“
Als er das letzte mal im Innenangriff war — also in ein brennendes Gebäude musste — habe der Rauch so dicht in den Zimmern des Hotels gehangen, dass die Feuerwehrleute die Hand nicht vor Augen hätten sehen können. „Wir mussten die Zimmer revidieren, prüfen ob sich Leute in den Räumen befinden und eine Tür schließen“, erzählt Riskes. „Da in Hektik zu geraten, hätte keinem geholfen.“
Wer Brandinspektor Riskes im Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr in Gellep-Stratum besucht, merkt sofort, dass er aus seinem Anfängerfehler gelernt hat. Einheitsführer — das ist ein stressiger Job, vor allem die administrativen Aufgaben wie die Organisation von Übungen oder die Ausbildung des Nachwuchses kosten viel Zeit. Doch Riskes wirkt gelassen und nicht im mindesten gestresst.
Möglicherweise liegt das daran, dass Riskes praktisch mit der Freiwilligen Feuerwehr aufgewachsen ist. Ein Urgroßonkel war 1905 Gründungsmitglied der Freiwilligen Feuerwehr Gellep-Stratum, Großvater und Vater standen dort ebenfalls an den Schläuchen.
Auch Riskes Söhne engagieren sich bei der Feuerwehr. „Vielleicht ist das ja genetische Veranlagung. Wir haben alle ein Helfersyndrom“, meint der 45-Jährige. „Naja“, lenkt er ein. „Die Faszination für Technik spielt natürlich auch eine Rolle.“
Seine neue Position will Riskes nutzen, um den Bau eines neuen Gerätehauses voranzutreiben. „Das größte Problem ist, dass die modernen Löschfahrzeuge zu groß sind. Sie passen gar nicht durchs Tor“, erzählt er. Auch die Förderung des Nachwuchses hat Riskes sich auf die Fahnen geschrieben: „Wir brauchen Leute, die keine Angst haben, sich die Finger schmutzig zu machen“, sagte er.
„90 Prozent der Einsätze finden nachts statt — und meist regnet es in Strömen. Wer das mitmacht, muss schon etwas Ausdauer mitbringen.“