Krefeld-Uerdingen Technik-Direktor verlässt Berufskolleg Uerdingen
In den vergangenen 20 Jahren hat Hans-Jürgen Steffens das Berufskolleg Uerdingen auf die Zukunft ausgerichtet. Nachhaltigkeit ist ihm wichtig. Die Einrichtung will Unesco-Projektschule werden.
Krefeld. Nach knapp 20 Jahren verlässt Direktor Hans-Jürgen Steffens das Berufskolleg (BK) Uerdingen. Für den 65-jährigen Krefelder war es von der ersten Minute an wichtig, das Profil der Schule weiter zu stärken, hin zu den technischen und naturwissenschaftlichen Berufen. Besonders Mädchen für Technik zu begeistern und ausländische Schüler zu fördern, war ihm ein Anliegen.
Steffens hat die Schule für die Zukunft aufgestellt. So soll sie als zweite berufsbildende Schule in NRW Unesco-Projektschule werden. „Zwei von drei Stufen hin zur Auszeichnung haben wir bereits geschafft“, berichtet Steffens. „Es sieht gut aus.“ Derartige Berufskollegs verfolgen das zentrale Ziel einer interkulturellen Bildung, außerdem engagieren sie sich für jede Art von Toleranz, für ein intensives Lernen in Partnerschaft und für den Erhalt der Umwelt.
Nachhaltigkeit und Wertebasis sind für den scheidenden Schulleiter nicht nur Schlagworte. „In den vergangenen drei bis vier Jahren haben wir einen Paradigmenwechsel für die Schule vorangetrieben, um verstärkt eine Wertebasis herauszustellen.“
Technik könne nur ordentlich funktionieren, wenn sie stimme. „Man denke an den VW-Skandal. Das muss vermittelt werden.“ Naturwissenschaften könnten nur mit der lebenden Natur bestehen, indem sie nachhaltig seien. Gerade jetzt läuft ein Antrag, schwerpunktmäßig Medizintechniker hin zur Fachhochschulreife in den Abendstunden auszubilden. „Es gibt eine große und steigende Nachfrage nach diesen Berufen, aber keine geregelte Ausbildung. Diese Fachkräfte sind wichtig für Krefeld.“
Medizintechniker sollen sich in Metall- und Elektrotechnik auskennen, Geräte wie CT- und Röntgenapparate aufstellen und warten können. Um eine gute Ausbildung auf die Beine zu stellen, werden Erfahrungen aus Betrieben, Wirtschaft, Krankenhäusern und Verbänden einfließen.
Steffens wollte stets harte Strukturen aufbrechen: „90 Prozent der Mädchen bevorzugen eine Ausbildung als Chemielaborantin. Die meisten Jungen wollen Kfz-Mechaniker werden. Das geht auch andersherum.“ Außerdem bevorzugten viele nach wie vor die „White Colour Berufe“, bei denen der Kragen weiß und die Hände sauber blieben. Also alle kaufmännischen Berufe. Dabei sei auch als Kfz-Mechaniker gutes Geld zu verdienen, ohne schmutzig zu werden. „Denn in diesem Bereich spielt die EDV, die Software, eine immer größer werdende Rolle. Man denke nur an die Panne im Pkw, wenn der Techniker das Laptop zur Schadensfindung anschließt oder ans selbstfahrende Auto. Wir müssen die jungen Leute für Technik interessieren“, sagt Hans-Jürgen Steffens mit Nachdruck.
Die Lehrer im BK Uerdingen bieten Tages- oder Wochenpraktika an. Die Mädchen und Jungen, die von der Schule abgehen, sollen sehen, was sie dort erwartet. „So werden auch Schwellenängste, die es in der Technik immer noch gibt, abgebaut.“
Damit Schüler und Lehrer am Berufskolleg einen Ausgleich zur Arbeit am Schreibtisch haben, gibt es einen 850-Meter-Lauf-Parcours um die Schule herum und Fitnessgeräte auf der Wiese. Zusätzlich haben die Schüler in einem Projekt ein „Fitness-Daten-Erfassungs-Terminal“ erfunden. Steffens: „Darin werden die Leistungen der Einzelnen eingegeben, so dass jeder seinen Fortschritt erkennen kann.“
Der scheidende Direktor ist selbst begeisterter Sportler, spielt Tennis, fährt Rennrad und freut sich, in Zukunft auch in der Mittagssonne joggen zu können.