Uerdingen: Organist lässt 2000 Pfeifen ertönen

Die Reparatur der Orgel in der Michaelskirche kostete 30000 Euro.

Krefeld. Die große Orgel in der evangelischen Michaelskirche in Uerdingen ist restauriert. Am Sonntag, 6.Januar, erklingt sie wieder im Gottesdienst um 11 Uhr. Bei einem Konzert um 17 Uhr will Organist Hans-Günther Bothe dann zeigen, was das Instrument hergibt.

Zwischen den Stücken von Johann Sebastian Bach, Dietrich Buxtehude, Francois Couperin und anderen wird Orgelbauer Andreas J. Schiegnitz aus Grünstadt in der Pfalz in Wort und Bild berichten, wie er das Gerät in mehrmonatiger Arbeit auseinander genommen, repariert und wieder zusammengebaut hat.

Die große Orgel der Orgelbauer van Vulpen aus dem niederländischen Utrecht entstand 1972. Sie ist architektonisch dem Stil der modernen Michaelskirche angepasst. Das Unternehmen, 1940 von Adrianus und Rijk von Vulpen gegründet und heute von Rijk van Vulpen (53) und Henk Bouwman (70) geführt, hat auch große Orgeln im Petri-Dom in Bremen (1966), in der Elisabethkirche in Recklinghausen (1975), in norwegischen und vielen niederländischen Gotteshäusern installiert.

Vier Jahre lang blieben die Pfeifen der Orgel in der Rheinstadt stumm. Hans-Günther Bothe: "Die Orgel ist viel gespielt worden, nach über 30 Jahren ist das Material müde." Es gab Risse in Holzteilen und im Blasebalg, die Pfeifen waren verstaubt, bleihaltige Verbindungen hatten sich verändert. Die Generalüberholung war angesagt. Der Förderkreis für Kirchenmusik in Uerdingen sagte seine Unterstützung zu und schaffte für die Zwischenzeit einen Flügel an. Die Finanzierung musste stimmen. Spenden wurden eingesammelt. Rund 30000 Euro hat die Reparatur gekostet. Die Hälfte konnte die Pfarrgemeinde beisteuern.

Im Sommer konnten Andreas Schiegnitz und sein Mitarbeiter Wolfram Wittekind ans Werk gehen. Bald lagen die Orgelteile und die 2000 Pfeifen säuberlich aufgereiht in der Kirche, Schraubenzieher, Hämmer, Zwingen, Kleber und Putzlappen ergänzten das Bild, Kaffeebecher verströmten ungewohnten Duft im Gotteshaus.

Noch wenige Tage vor Weihnachten glich die Kirche, zeitweilig auch nachts, einer Großbaustelle. Rechtzeitig zum Heiligen Abend waren die Reparaturarbeiten beendet, die Pfeifen stabilisiert, die Tasten wieder mit Filz unterlegt und justiert, die erste Einstimmung vollzogen.

Die endgültige Stimmung der Van-Vulpen-Orgel kann erst im späten Frühjahr erfolgen, wenn die Heizperiode vorbei ist und wieder gleichmäßige Temperaturen und eine gleichbleibende Luftfeuchtigkeit in der Kirche herrschen. Bothe: "Der Klang und seine Vielfalt sind jetzt schon herrlich, aber ein paar Prozent mehr an Vollkommenheit sind erst dann zu erreichen."

Am Sonntag, 11 Uhr, können sich Orgelfreunde überzeugen, für das Konzert wird kein Eintritt erhoben. Anschließend gibt es sogar Sekt zur Feier des Tages.