Ehrenamt: Das Erfolgsmodell Borromäus
Laien führen seit zehn Jahren die Gemeinde in Oppum. Und die Zahl der Kirchengänger steigt dort. Ein Modell für die Zukunft, da sind sich die Aktiven einig.
Krefeld. In den vergangenen Tagen strömten sie wieder in Massen in die Kirchen. Soweit nichts ungewöhnliches, es war schließlich Weihnachten. Seit Jahren aber sinkt allenthalben die Zahl der Kirchenbesucher, aufs gesamte Jahr gesehen. Die Gemeinde St.Karl Borromäus in Oppum stellt seit einiger Zeit einen anderen Trend fest: Rund um das moderne Kirchengebäude am Fungendonk strömen immer mehr Menschen in die Gottesdienste. "Vor allem junge Familien kommen immer häufiger. Viele sagen, sie fühlten sich in unserer Kirche eher wie in einem Wohnzimmer, als in einer Kirche", sagt Christine Philipsen, Gemeindereferentin.
Das Konzept, das die gut 2500 Seelen starke Gemeinde in Oppum verfolgt, ist nach Ansicht von Philipsen "ein Modell für die Zukunft". Es wird nämlich von einem Pastoralteam geleitet, das komplett aus Laien besteht, kommt also ohne hauptamtlichen Priester aus - was in Zeiten sinkender Kirchensteuereinnahmen und Nachwuchssorgen bei Priestern immer häufiger der Fall sein wird. Zwar hält der Pastor von Hl. Schutzengel Oppum, Josef Berger, die Eucharistiefeier und die Sakramente an St. Karl Borromäus ab. Für alles andere ist ein Gremium zuständig, das aus Philipsen als hauptamtliche Gemeindereferentin und den Ehrenamtlern Martina Spanier, Mathias Imdahl und Volker Krautmann besteht.
Mindestens fünf Stunden in der Woche, schätzt Philipsen, sind die Ehrenamtler für die Gemeinde unterwegs. "In den Tagen vor Weihnachten natürlich mehr." Da wurden 300 Weihnachtskarten geschrieben und verteilt, die Krippe aufgebaut, wurden Wortgottesdienste sowie mit Kindern Firmung und Kommunion vorbereitet oder ein Krippenspiel einstudiert. Auch Philipsen verbringt deutlich mehr Stunden in der Gemeinde, als sie aufgrund ihres Berufs müsste. "Ich kann einfach nicht nein sagen", gesteht sie.
Wie wichtig eine aktive Leitungsebene ist, zeigt der Vergleich mit anderen Pfarreien. "Gemeinden, die bereits jetzt ohne Priester auskommen müssen, fühlen sich häufig alleine gelassen. Wir zeigen, dass dies nicht so sein muss", erklärt Philipsen. Die vielen Aktivitäten würden zu einem Selbstvertrauen unter den Gemeindemitgliedern sorgen, das seinesgleichen sucht. "Natürlich hilft uns die Siedlungsstruktur, die mit der anonymisierten Innenstadt nicht vergleichbar ist", weiß die Gemeindereferentin. Selbst als die Mittel vom Bistum um 30 Prozent gekürzt wurden, gab es keinen Rückschlag. Im Gegenteil: Der Kirchenvorstand gründete den Verein "Kirche aktiv", der Spenden sammelt und in die Gemeinde investiert. Aktuelles Projekt: Neue Kissen für die Kirchenbänke.
Philipsen ist sich sicher: Auch nach ihrer Pensionierung Mitte 2009, wenn aus ihrer vollen Stelle nur noch eine halbe wird, wird es hier weitergehen. "Dafür ist das Gemeindeleben hier viel zu aktiv", sagt sie strahlend.