Uerdinger Treff: „Zusammen sind wir weniger allein“
Seit fünf Jahren kommen Menschen mit Handicap, die im Ruhestand sind, zusammen.
Krefeld. Abwechslung, Selbstbestimmtheit, Austausch. Das sind die Ziele des Uerdinger Treffs. Die Tagesstätte für Menschen mit Behinderung im Ruhestand wird am 23. September fünf Jahre alt. Ein Grund zu feiern. Aber den bräuchte die fröhliche Gruppe an der Bruchstraße eigentlich gar nicht.
„Wir gehen mit unseren Gästen gerne zu Tanzveranstaltungen. Aber manchmal tanzen wir auch einfach bei uns durch die Räume“, erzählt Henny Zanders-Bobes. Die Sozialpädagogin hat den Treff ins Leben gerufen.
Die herzliche Atmosphäre schlägt einem beim ersten Betreten des hellen Altbaus sofort entgegen. Herzstück der Räumlichkeiten ist der riesige Aufenthaltsraum mit offener Küche und einem großen roten Ecksofa mit Blick auf die Terrasse.
Das Motto des Treffs: „Zusammen sind wir weniger allein.“ Viermal pro Woche kommen zwischen sechs und neun Gäste mit geistiger Behinderung oder Mehrfachbehinderung im Alter von 50 bis 79 Jahren zum Uerdinger Treff. „Dann trinken wir erst mal zusammen einen Kaffee und sprechen über die Dinge, die uns beschäftigen“, so Zanders-Bobes. Oft geht es ums wirklich Eingemachte: um Themen wie Liebe, Trauer, Abschied. „Wir haben einen offenen Umgang mit diesen Dingen, das ist wirklich schön.“ Auf einem Sideboard im Aufenthaltsraum stehen die Bilder kürzlich Verstorbener. Getrauert wird im Treff aktiv.
Nach dem Kaffee überlegen die Gäste gemeinsam, wie sie die nächsten vier Stunden verbringen möchten. Das kann alles sein, aber besonders wichtig ist der Kontakt und der Austausch mit fremden Menschen. „Allein schon ein Spaziergang durch Uerdingen bringt uns unserem Ziel Inklusion näher“, so Zanders-Bobes. „Was unsere Gäste brauchen, sind möglichst viele Milieuwechsel und neue Begegnungen.“ Manchmal kommt auch einfach eine Nachbarin vorbei und kocht mit den Gästen. Die meisten Gäste haben vor ihrem Ruhestand im Heilpädagogischen Zentrum oder bei anderen Arbeitgebern gearbeitet.
„Mir gibt die Arbeit unheimlich viel“, betont Zanders-Bobes. „Dieser ehrliche Umgang mit Emotionen ist wirklich etwas, das man sich unbedingt von Menschen mit Behinderung abgucken sollte.“