Bombe fällt aus Bagger: Fahrer hat Riesenglück
Traar: Der Zehn-Zentner-Sprengkörper ist am Schürmesweg entschärft worden. 1100 Traarer mussten ihre Häuser verlassen.
Traar. Es ist Montagmorgen. Die Moerser Landstraße ist menschenleer - abgeriegelt von der Polizei. Wenige hundert Meter weiter, am Schürmesweg, steht in diesem Moment Peter van Eck der Schweiß auf der Stirn. Per Fernsteuerung dirigiert er einen Roboter, der langsam an einer britischen Zehn-Zentner-Bombe schraubt. Sehr langsam.
Das Gerät soll den Zünder entfernen, doch das Gewinde ist verzogen. Das kostet Zeit. Van Eck, der Sprengmeister des Kampfmittelbeseitigungsdienstes, muss also noch Hand anlegen und den Zünder herausziehen - die Technik hat eben ihre Grenzen.
"Der Baggerführer hat großes Glück gehabt", sagt van Eck und blickt auf die Baumaschine am Rande der Grube. Hier, am Fuß des Egelsbergs, soll ein Wohnhaus entstehen. Der Arbeiter hatte am Samstag einen ganzen Löffel voll Aushub wenige Meter entfernt abgeladen - nicht wissend, dass er damit die Bombe zu Tage gefördert hat, die prompt auf den Boden krachte.
Dass der Aufschlagzünder bei diesem Aufschlag nicht auslöste, hat dem Baggerführer das Leben gerettet.
"Eine Zehn-Zentner-Bombe haben wir nicht so häufig", sagt Hans Pöpperl, der am Arnsweg in einem Einsatzleitwagen sitzt und mit mehreren Kollegen den Einsatz der 20 Feuerwehr-Mitarbeiter koordiniert. Häufiger werden die fünf Zentner schweren Exemplare entdeckt.
"Der Krefelder Boden ist voll davon." Der Kampfmittelbeseitigungsdienstmuss nur innerhalb kürzester Zeit handeln, wenn es sich um einen nahezu unberechenbaren chemischen Zünder handelt.
Dennoch: In Traar sind die Anwohner in einem 250-Meter-Radius um die Fundstelle aufgefordert, das Gebäude zu verlassen. Dazu haben sie am Wochenende Handzettel erhalten, und die Polizei informiert mit Lautsprecher-Durchsagen.
Rund 1100 Menschen leben in dem Sperrgebiet, so Pöpperl. Weitere 1000 in einem Umkreis bis zu 500 Meter dürfen zu Hause bleiben, müssen sich aber "luftschutzmäßig" verhalten, also auf der abgewandten Gebäudeseite bleiben. Zivilschützer und Polizei - sie ist mit 45 Beamten im Einsatz - kontrollieren nicht, ob sich alle an diese Vorgaben halten.
"Das schaffen wir gar nicht, das machen aber auch die Kollegen in anderen Großstädten so", betont Pöpperl. In der Betreuungsstelle, die in der Schule am Buscher Holzweg eingerichtet ist, hat sich nur ein Traarer eingefunden. Die Mädchen und Jungen des katholischen Kindergartens Am Egelsberg sind ins Pfarrheim ausquartiert worden.
Um 10.36 Uhr gibt es einen Knall. Im äußersten Winkel der Baugrube hat van Eck den Zünder gesprengt. Jetzt droht keine Gefahr mehr. Und in Traar zieht wieder Normalität ein.