Bunte Riesenfüße im Kunstcafé
Sechs behinderte Menschen haben über Monate farbige Reliefs geschaffen. Ab Sonntag werden ihre Werke ausgestellt.
Traar. Michael Kleingrothe hat seine rechte Hand in Sand gedrückt. Die Vertiefungen wurden mit Gips gefüllt. Das Abbild ist jetzt ein Reliefbild mit einer überdimensionalen Hand, farbig bemalt. Es wird ab Sonntag, 28. Februar, in der evangelischen Thomaskirche in Verberg ausgestellt - zusammen mit vielen anderen Händen, Füßen und Masken. Die Ausstellung läuft bis zum 14.März.
Michael Kleingrothe ist schwer behindert und wohnt in der Dr.-Ulrich-Lange-Stiftung in Traar. Mit fünf anderen Behinderten hat er über mehrere Monate an Hand- und Fußabdrücken und Masken gearbeitet, die eine interessante farbige Schau ergeben. Die Urform der zahlreichen Masken ist ein Gesichtsabdruck.
Renate Stocks, Ralf Schuffels, Eduard Büttgen, Gisela Kammen, Michael Kleingrothe und André Degode haben aus den darin gegossenen weiteren Abdrücken ganz unterschiedliche Formen entwickelt und sie in unrealistischen Farben bemalt. Da hat ein gelbes Gesicht mit einem spitzen Kinn ein schmales rotes Kreuz über dem Antlitz, eine hautfarbene Maske hat einen extrem breiten Mund und riesige Ohren. Die meisten Masken blicken freundlich von der Wand.
Nach der Präsentation in der Thomaskirche kommen die Exponate zur Stiftung zurück und schmücken die Wand im Kunstcafé, zu dem Jochen Kamps (54), der Bereichsleiter für Betreutes Wohnen und Freizeitpädagogik, den Saal im Altbau der Anlage am Buscher Holzweg benennt.
Die Künstlergruppe der Behinderten, die schon seit geraumer Zeit aktiv ist, nennt sich "Atelier K 14". Kamps erklärt den Namen: "Wir treffen uns alle 14Tage hier zur Kunst." Vor gut einem Jahr hat die Gruppe einen Karnevalswagen mit Pappmachéköpfen gefertigt, im Sommer Collagen geklebt und bemalt, davor Nana-Figuren geschaffen, die ihrem Original an Buntheit nicht nachstehen.
Auch das nächste Projekt ist in Umrissen besprochen: eine große Gartenskulptur, regenfest. "Das wird eine echte Teamarbeit", freut sich Jochen Kamps. Er geht davon aus, dass jeder Mensch Begabungen hat, ein Kunstwerk zu schaffen, dass es keine falsche Kunst gibt, und dass Kunst ein Ausdrucksmittel ist und Spaß machen soll.
Für die Behinderten waren die Masken auch eine wichtige Berührung mit der eigenen Körperlichkeit und dem Gegenüber. Die Gruppe ist gespannt, was Pfarrerin Angelika von Leliwa am Sonntag um 9.45 Uhr im Gottesdienst in der Thomaskirche zu den Werken sagt. Die schöpferische Gruppe hat dazu auch kleine Spielszenen geübt.