Diskussion um Gassi-Wiesen
Der Tod eines Radlers hat Kontroverse um Freilaufflächen für Hunde entfacht.
Krefeld. Es sind gleich mehrere unglückliche Umstände gewesen, die am vergangenen Mittwoch zum Tod eines 76-jährigen Radfahrers nach einer Kollision mit zwei Hunden am Elfrather See geführt haben. Der Fall hat zu heftigen Reaktionen in der Bevölkerung geführt. Vor allem wird darüber diskutiert, wer denn nun Schuld sei am tragischen Tod: Die beiden Hundebesitzer, ein 51 Jahre alter Mann und eine 73 Jahre alte Frau, die erlaubterweise ihre Vierbeiner auf der Freilauffläche haben frei laufen lassen? Oder hat der Radfahrer Schuld, der den Rad- und Fußweg am südwestlichen Ufer des Sees entlang des Zauns genutzt hatte?
"Zwei Schilder weisen unmissverständlich auf die Multifunktionsfläche hin. Das haben wir noch einmal eingehend geprüft", erklärt Michael Hülsmann vom Fachbereich Tiefbau. Radfahrer hätten mit Hunden zu rechnen, genauso wie Hundebesitzer mit spazierenden oder radfahrenden Erholungssuchenden. Neun Jahre lang habe es keinerlei Zwischenfälle gegeben.
Hansjörg Maintz von der Hundelobby sieht die Hundehalter in der Pflicht. "Auch auf einer Freilauffläche gilt: Der Hundehalter hat den Freilauf zu beenden, wenn sich fremde Personen nähern. Das gilt bei Radfahrern genauso wie bei Kindern, Joggern oder sonst wem", sagt Maintz.
Diese Haltung vertritt die Hundelobby auf ihrer Internetseite und bei jeder öffentlichen Veranstaltung. Oft jedoch sei für beide Seiten solch eine Multifunktionsfläche nicht ausreichend ausgeschildert. Das gelte auch für den Elfrather See, meint Maintz. Für sehr gefährlich hält er auch den Stadtwald. "An der dortigen Hundefreilauffläche gibt es zwar nur einen Fußweg, der wird aber genug von Radfahrern befahren."
Als Hundebesitzer nutzt Christoph Fleisgarten die Fläche am Elfrather See vor allem am Wochenende als "Gassiwiese". "Nur ein Zaun entlang des Radwegs kann die Situation entschärfen", glaubt Fleisgarten. Immer wieder komme es zu heftigen Diskussionen zwischen ihm und Erholungssuchenden, wenn er seinen Hund frei laufen lasse, berichtet er.
Dass es sich um eine Hundewiese handele, würden viele gar nicht wissen, sagt Fleisgarten. Ganz besonders ältere Radfahrer, die sich im Recht sehen, würden den Radweg viel zu schnell befahren. "Die brettern regelrecht und fahren teilweise bewusst in Hunde- beziehungsweise Hundehaltergruppen hinein", hat er beobachtet.
Glücklicherweise waren beide betroffenen Hundebesitzer Haftpflicht-versichert, erklärt Polizeisprecher Rainer Behrens. Wie wichtig eine solche Police ist, zeigt ein solcher Unfall. "Eine Hundehalterhaftpflicht deckt sämtliche Personen- und Sachschäden ab, gerade bei solch einem schweren Zusammenstoß", erklärt Gudrun Peters, Sprecherin der Provinzial in Düsseldorf.
33 000 Hundebesitzer haben bei der Gesellschaft einen Vertrag abgeschlossen. "Diese Versicherung deckt, je nach Wunsch, Personenschäden bis zwei oder drei Millionen Euro ab. Sachschäden generell bis 30 000 Euro", so die Provinzial-Sprecherin.
Ob die beiden Hundehalter trotz der abgedeckten finanziellen Schäden ein Strafverfahren droht, konnte Oberstaatsanwalt Klaus Schreiber gestern noch nicht sagen. "Es dauert mindestens eine Woche, bis uns solch ein Fall erreicht", erklärt Schreiber. Sollte den beiden Verursachern jedoch Fahrlässigkeit nachgewiesen werden, könnte ein Strafverfahren eingeleitet werden. Oberstaatsanwalt Klaus-Dieter Menden geht jedoch maximal von einer Geldstrafe aus, sollte es zu einer Verurteilung kommen.