Die Pappeln gehören zum Niederrhein
35 Hektar mit Hybridpappeln gibt es in Krefeld. Mit der Verteufelung dieses Baumes muss Schluss sein, sagt der Stadtförster.
Bockum. Den schlanken Pappeln wieder zu ihrem Recht und guter Pflege verhelfen wollen die Leiterin des Fachbereichs Grünflächen, Doris Törkel, und Stadtförster Arno Schönfeld-Simon: "Mit der Verteufelung der Pappeln muss Schluss sein." Die forstfachliche Devise vieler Jahre lautete: "Die Pappeln müssen weg." Jetzt stellt der Förster fest: "Pappeln gehören zum Niederrhein, bereits für das 12. Jahrhundert sind Schwarzpappeln nachgewiesen."
Immerhin hat Krefeld einen Bestand von 35 Hektar mit Hybridpappeln, das sind fast vier Prozent des Waldbestandes, dazu kommen 4,5 Hektar Balsam-Pappeln und 1,7 Hektar Zitterpappeln. Vor 30 Jahren ragten indes mehr als doppelt so viele Pappeln wie heute gegen den Himmel.
Den Widerspruch in der Pappel-Einschätzung kann Schönfeld-Simon leicht erklären: "Nach dem Zweiten Weltkrieg suchte man schnellwachsende Nutzhölzer. Die Kreuzung aus der Schwarzpappel mit einem kanadischen Typ zur Hybridpappel war ideal und lockte mit einer kurzen’ Produktionszeit von 50 Jahren." Alleine zwischen 1950 und 1960 wurden im Krefelder Kommunalwald 41 Hektar Schwarzpappel-Hybridwald angelegt. In den folgenden zehn Jahren wurden noch einmal 24 Hektar gepflanzt.
Oft wurden diese Bäume, die gut sind für die Produktion von Streichhölzer, Gemüsekisten, Spanplatten, Schälholz oder auch Holzschuhe, früher auch für Dachstühle, vor allem von Kirchen, zu eng gepflanzt, so dass sie "Schattendruck" auf die Strauchbereiche warfen. Schönfeld-Simon: "Das waren dann reine Monokulturen zur wirtschaftlichen Nutzung. Das ist vorbei."
Ein zu dichter Pappelwald am Hökendyk zum Beispiel, der vor 52 Jahren gepflanzt wurde, wird in den nächsten zehn Jahren fallen. Auf einer Lichtung nebenan wurden Stileichen und Hainbuchen angepflanzt.
Prinzip für die Krefelder Wälder ist inzwischen die Nachhaltigkeit. Schönfeld-Simon: "Wir schlagen nicht mehr Holz, als auch nachwächst." In der neuesten "Forsteinrichtung", der alle zehn Jahre zu überarbeitenden Planung, ist die Pappel in der Mischpflanzung vorgesehen, mit Stileichen, Hainbuchen und Schwarzerlen. Doris Törkel: "Die Pappeln sind auch für manche Vogelarten wichtig, zum Beispiel für den Pirol und die Nachtigall."
Für die heimische niederrheinische Pappel, im Fachjargon die "autochthone Schwarzpappel", die nicht mehr in der kanadischen Kreuzung gepflanzt werden soll, kann der Krefelder Förster auf die "Forst-Gen-Bank" des Landes Nordrhein Westfalen in Arnsberg zurückgreifen: "Dort bekommen wir lupenreines Pflanzgut." Den Unterschied zwischen den beiden Baumarten kann der Spaziergänger gut im Naturschutzgebiet "Spey" am Rhein an der Grenze zu Meerbusch beobachten, wo beide Arten nebeneinander stehen.