Haus Esters und Lange: Architekt wollte freien Blick

Stadtführung durch die zur Euroga neu hergerichteten Parks der van-der-Rohe-Häuser Esters und Lange.

Krefeld. Mies van der Rohe überließ nichts dem Zufall. Er bestimmte Gestaltung und Größe von Haus, Terrasse und Garten. "Selbst bei der Auswahl der Rosensorten, die sich die Familien Esters und Lange in ihre Gärten pflanzen wollten, hat er sich eingemischt", lächelt Stadtführerin Karola Goris. "Für ihn war die Architektur der Villen und ihrer Gärten untrennbar miteinander verbunden. Außen- und Innenraum gehen ineinander über, sind eine Einheit, der Blick geht von den Fenstern in die Weite." Beide Parks sind über 100 Meter lang. Gestern wanderten interessierte Besucher durch das durchdachte Grün.

Dennoch gab es sogar für diesen genialen Mann einige Regeln. So durften aus stadtplanerischer Sicht die Vorgärten zu Beginn des vorigen Jahrhunderts auf der Wilhelmshofallee nicht weniger als sieben Meter tief sein, um den "gartenstädtischen Charakter" zu wahren. Mies fasste die Grundstücke mit kleinen Mauern ein und setzte niedrige Hecken, um den Blick auf die architektonischen Kleinode frei zu lassen. Heute hat Efeu die Hecken ersetzt. Goris: "Statt Rosen kam damals Rasen zwischen die gepflasterten Wege, auf denen die Karossen der wohlhabenden Eigentümer in die Garagen fuhren."

Gebäude und Gärten wurden von Mies als Einheit gesehen. Bäume und Sträucher sollten den Gegenpol zur geometrischen Ordnung seiner Architektur bilden. Sie durften sich in ihrer natürlichen Wuchsform und in ihren Farben frei entwickeln und bilden Gruppen, die den Blick in die Ferne nicht verstellen.

Im Rahmen der Euroga hat die Stadt auch diese beiden Gärten neu gestalten, oder besser: nach alten Vorlagen, soweit sie nicht im Krieg zerstört wurden, wieder ursprünglich herrichten lassen. Wildwuchs wurde beseitigt, klare Linien erneut hergerichtet. Beim Blick vom Ende des Gartens sieht der Betrachter auf das Garten- und Gebäudedenkmal, sowohl von Esters als auch von Lange. Die Wege, die jeweils zur Terrasse und am Haus vorbei führen, rahmen das Bild wie ein Gemälde ein.

Besucher Karl-Heinz Lohmann hat diese Gärten noch nie besucht und will das Versäumte nun nachholen. "Man weiß so viel, doch die eigene Geschichte kennt man nicht", schmunzelt der Krefelder. Joke Hendriks und Gisi und Werner Krauße sind aus Ratingen zur Besichtigung angereist. "Es ist wunderbar hier und die Führung sehr gut", urteilen sie. "Wir waren schon in den Gärten von Fürst Pückler in Cottbus und in Gärten in England."