Zoo: Beutel-Schau ist Chefsache
Seit Mittwoch haben die Baumkängurus eine neue Anlage. Wird die Erfolgsstory von Bud und Summer fortgesetzt?
<strong>Krefeld. Neugierig erkunden "Summer" und ihr siebter Nachkomme "Buna" (knapp ein Jahr alt) ihr neues Revier. Die über 100 menschlichen Zaungäste nehmen die beiden Goodfellow-Baumkängurus (Heimat: Papua-Neu-Guinea) kaum zur Kenntnis. Wohl aber mit sichtlichem Genuss die Blätter des Maulbeerbaumes, die "Summer" bisher stets verschmäht hatte. Seit Mittwoch hat diese Tierart, auf die der Zoo richtig stolz ist, ein neues 120 Quadratmeter großes Gehege mit vielen Klettermöglichkeiten und Rundläufen. Die Kosten von 25 000 Euro kamen nur durch Spenden, darunter viele Einzelspenden, zusammen. Die Zoo-Handwerker arbeiteten in den vergangenen zwei Monaten mit Hochdruck in diesem Revier, das früher Quartier der Luchse war. Als der heutige Zoodirektor Dr. Wolfgang Dreßen vor zehn Jahren das Pärchen "Bud" und "Summer" vom Zoo in San Diego bestellte, ahnte er nicht, dass beide für eine "Erfolgsstory" sorgen würden: Sie sind nämlich bislang das einzige Paar der Goodfellow-Baumkängurus in Europa, das Nachkommen in die Welt gesetzt hat. "Summer" ist übrigens ein ganz besonderes Weibchen. "Sie lässt sich in den Beutel schauen, wenn wir die Vermutung haben, da könnte wieder einmal ein kleines Würmchen an einer Zitze saugen", verriet Dreßen. Die Beutel-Schau ist Chefsache, und "Summer" lässt sich mit hartgekochten Eiern und Weintrauben bei dieser überaus intimen Handlung ablenken.
Ihr Lebensgefährte wurde am Mittwoch noch nicht in das neue Gehege gelassen - das soll erst in einigen Tagen passieren. Und in der Zoo-Außenstelle im Hausenhof in Linn gewöhnt sich derzeit das ausgeguckte Nachfolge-Zuchtpaar aneinander: "Belisi" (2), ein Weibchen, das in der vergangenen Woche aus dem Zoo in Melbourne nach Krefeld kam, und der hier geborene Bock "Wango" (3). Dreßen: "Es ist überhaupt nicht selbstverständlich, dass sich die Tiere verstehen." Erst in einigen Wochen ist mit deren Einzug in die neue Anlage zu rechnen.
Die ist eigentlich ein Provisorium. Dreßen erinnerte daran, dass der Masterplan eine große Anlage für alle drei im Krefelder Zoo lebenden Känguru-Arten vorsieht. Deshalb wurde beim Bau des Hauses darauf geachtet, dass die einzelnen Elemente an anderer Stelle wieder aufgebaut werden können. Das freilich wird dauern - erst einmal soll die alte Baumkänguru-Anlage (36 Quadratmeter) auf Vordermann gebracht werden.
Wolfgang Dreßen erinnerte daran, dass zwei der zehn bekannten Baumkänguru-Arten (acht davon sind in Neu Guinea bzw. Irian Yaya beheimatet) in den 90er Jahren entdeckt wurden. "Es gibt noch viel zu entdecken, die Grundlagen des Wissens werden häufig im Zoo gebildet." Krefeld will sich an einem Feldschutz-Programm für die Goodfellows in Papua Neu-Guinea auch finanziell beteiligen.