Jecke mit langer Tradition
Die Karnevalsgesellschaft Uzvögel feiert ihr 111-jähriges Bestehen. Sie blickt auf eine abwechslungsreiche Geschichte zurück.
Krefeld-Bockum. Wer in Brehms Tierleben und seinen Nachfolgewerken blättert, wird auch nach längerem Suchen die Uzvögel nicht finden. Sie existieren aber seit 111 Jahren in Krefeld und laufen jeweils im Karneval zur Höchstform auf. Uzen, das weiß der Duden, ist necken und der langjährige Vorsitzende Wolfgang Berretz übersetzt das Wort mit „hochnehmen und verulken“. In dieser Disziplin sind die Krefelder Karnevalisten mit dem schönen Namen Meister.
Ihre wechselvolle Geschichte begann im Jahre 1900, als sich mehrere Handelsvertreter Kölner Firmen, die in Krefeld ihre Agenturen hatten, zur Gründung im „Bürgerlichen Brauhaus“ an der Dionysiusstraße zusammenfanden. Der erste Vorsitzende, Karl Umbreit gründete übrigens später die Kölner Prinzengarde.
Vor dem ersten Weltkrieg feierte man mit 1400 Gästen in der Stadthalle an der St.-Anton-Straße. Später gastierte man im Kaiserhaus Ecke Friedrich-/Hochstraße, danach lange in der Königsburg und im Haus Blumental. Seit 2010 trifft man die Uzvögel im Stadtwaldhaus.
Auch die Mitgliederzahl war Schwankungen unterworfen. Gab es vor dem Zweiten Weltkrieg mal bis zu hundert Vögel, zählt man heute 26 Aktive, die mit vielen Freunden morgen im Stadtwaldhaus das Jubiläum feiern: um 16.11 Uhr beginnt der Empfang, um 20 Uhr die Sitzung. Tief in das Bewusstsein der Krefelder, nicht nur der Narrenschar, hat sich der von den Uzvögeln kreierte Ehrentitel „Doctor humoris causa“ eingegraben.
Die Idee stammte von Rudi Neuhausen. Seit 1971 wurden bisher 46 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in den erlauchten Kreis gewählt. 30 Ordensträger leben noch und die „Inthronisation“ des Neuen ist jeweils ein gesamtstädtisches Ereignis. Am 11.11.2010 gaben die Uzvögel den neuen „Doctor“ bekannt. Am 22. Februar soll Oberbürgermeister Gregor Kathstede im 111. Jahr des Bestehens der Gesellschaft in den Zirkel eingeführt werden.
Im Jahr 1972 erfand man die „Miss Anno Dazumal“. Sie wird regelmäßig zu Altweiber gesucht. Das pfiffigste historische Kostüm gibt den Ausschlag. Und nicht immer weiß man, wer sich hinter der Maske verbirgt.
Mit dem Geschehen der Karnevalsgesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg ist ein Name besonders verbunden, Rudi Neuhausen. Er war viele Jahre der Präsident, gab wichtige Impulse und ist seit 1982 Ehrenpräsident und Dekan. Sein Buch „Krefeld-Helau“ ist eine Fundgrube für die Geschichte des Krefelder Karnevals. Wolfgang Berretz: „Das kann man sagen, ohne Rudi gäbe es die Uzvögel nicht mehr“. Neuhausen wird in der jetzigen Session 89 Jahre alt und nimmt immer noch am Geschehen teil.