Moerser Landstraße Vereinstreff verrottet: Das Ende der Verberger Anglerhütte
Tolle Fische zogen die Traarer Angel in ihrer Zeit aus der Schwarzen Kull — bis ihnen die Pacht entzogen wurde. Seitdem verrottet ihr Vereinstreff und zieht Vandalen an.
Krefeld. Mit wehmütigem Blick schaut Stanislaw Rogowski auf das Gewässer, auf dem ein paar Sonnenstrahlen sich glitzernd spiegeln. Aus den alten Bäumen am Ufer zwitschert es aus zahlreichen Schnäbeln. Genau hier hat der 54-jährige begeisterte Angler so gerne gestanden oder auf dem Steg an der Anglerhütte gesessen und seine Köder ins im Volksmund Schwarze Kull genannte Gewässer geworfen.
Mittlerweile ist das kleine Häuschen zerfallen. Das Ende gewiss. Denn die Stadt hat entschieden, die Hüttenreste endgültig abzureißen. „Das tut mir schon weh“, sagt Rogowski, der vor Jahren die Bleibe des Traarer Angelvereins auf Höhe der Hausnummer 82 an der Moerser Landstraße mit Hilfe unter anderem „aus der Familie mehrere Monate lange ausgebaut hat“.
Damals hatte der Traarer den Vorsitz des damals 56 Jahre alten Vereins von seinem erkrankten Vorgänger übernommen und, wie er sagt, privat 5000 Euro für die Übernahme der Hütte bezahlt. Hinzu kamen „mehrere tausend Euro für Material“. 2008, nur wenige Monate später, war die Pacht in dem Naturschutzgebiet von der Stadt als Eigentümerin des Grundstücks nicht verlängert worden.
Bis heute versteht Rogowski das nicht. Damals hatte es geheißen, der Verein habe an dem uralten Rheinarm einen „Eingriff in die Landschaft vorgenommen“ (die WZ berichtete). Die Angler hatten mit Platten einen Weg vom Tor zur Hütte angelegt, „weil wir nasse Füße bekommen haben, wenn wir zu unserer Hütte wollten“. Er habe noch ein halbes Jahr um Fischerei-Pachtvertrag und Hütte gekämpft, aber erfolglos.
Die Pacht für die Angelstelle vergab die Stadt an den Angelsportverein Krefeld-Verberg. Aus der Hütte rissen Mitarbeiter der Unteren Landschaftsbehörde, wie der Traarer erzählt, unter anderem die Bodenplatten heraus. Inventar wie Möbel, Geschirr und vieles mehr, habe er nie wiedergesehen. Und über das Geld, das er investiert hatte, habe er mit dem Oberbürgermeister bei einem persönlichen Termin sprechen wollen. Aber er habe nur etwas Schriftliches bekommen.
Beim Abriss der Hütte waren die Stadtmitarbeiter laut Rogowski damals von einer Artenschützerin aus dem eigenen Amt gebremst worden. Eine Fledermaus-Kolonie hatte es sich in einer Zwischendecke gemütlich gemacht. Der Abbruch, der nach dem ersten Ausflug der geschützten Tiere im Frühsommer 2009 vollendet werden sollte, geschah nie.
Seitdem stand nur noch ein Gerippe der Hütte an den Niepkuhlen. Weil es einsturzgefährdet sei, entschied sich die Stadt nun nach sechs Jahren, die Hütte „aus Gründen der Verkehrssicherheit“ abzureißen. Hinweise auf Fledermäuse habe es in diesem „Quartier“ in der jüngeren Vergangenheit nicht mehr gegeben, heißt es.
In all den Jahren ist der Pegel der Niepkuhlen, in die derzeit noch das Grundwasser aus der LEG-Siedlung gepumpt wird, deutlich gestiegen. Nun gäbe es nicht einmal mehr mit Hilfe von ein paar Steinplatten einen Weg über städtisches Gelände zu der Anglerhütte. Zu der immer noch verpachteten Angelstelle kommt man nur über das sich am Ufer entlangziehende private Grundstück von Jürgen Haseleu.
Der 76-jährige Rentner hatte die Geschehnisse um die von Rogolowski und seinen Anglerkollegen genutzte Hütte zwar damals bestürzt miterlebt. Aber heute ist er froh, dass die letzten Balken, Bretter und Dachplatten verschwinden. „Von der Hütte fühlen sich immer wieder Jugendliche angezogen, die hier auch angeln“, sagt er.
In den vergangenen Jahren sei ihm immer wieder Besitz zerstört worden. Scheiben seiner alten Scheune seien eingeschlagen worden, Wände besprüht, vom hinterlassenen Müll ganz zu schweigen. Auch seine Bienenvölker musste er in Sicherheit bringen. „Von den Vandalen wurden Bienenstöcke beschädigt und mein Bauwagen mit Imker-Gerätschaften und auch die Geräte selbst“, erzählt Haseleu.
Er ist froh, dass mit den Resten der Hütte vielleicht auch ein gut verborgener Treffpunkt verschwindet, versteht aber auch Stanislaw Rogowskis Wehmut. „Das waren damals schöne Zeiten hier. Und was die da alles für tolle Fische rausgezogen haben.“