WZ-Mobil: Stadt soll Geld für Toiletten in Traar geben
Bei der mobilen Redaktion machten Anwohner ihrem Ärger über das geschlossene WC am Traarer Rathaus Luft.
Krefeld. Andrea Germer hat noch gar nicht bemerkt, dass die Toiletten geschlossen sind. Sehr wohl bemerkt hat die Filialleiterin der Bäckerei Hoenen aber die Passanten, die hin und wieder reinkommen und fragen, ob sie die Toilette der Bäckerei benutzen dürfen. „Klar dürfen sie“, betont Germer.
Die Bäckerei liegt gegenüber des Traarer Rathauses. Die Toiletten an der Rückseite des Gebäudes sind seit einiger Zeit geschlossen. Zuvor hatte der Bürgerverein Traar ihre Sanierung organisiert. Insgesamt 13 000 Euro hat das gekostet. Die für den Unterhalt der Toiletten fälligen 100 Euro monatlich kann der Bürgerverein aber nicht mehr aufbringen und sieht daher die Stadt in der Pflicht. Die aber weigert sich und verweist auf die Toiletten im Inneren des Rathauses.
Dieses Argument will Ernst Bongartz, Mitglied im Bürgerverein, nicht gelten lassen: „Die sind ja nur während der Öffnungszeiten des Rathauses zugänglich. Außerdem sind die für alte oder behinderte Menschen ganz schlecht geeignet“ Die Stadt solle sich also an den Unterhaltskosten für die zusätzlichen Toiletten beteiligen: „Ich hoffe, dass die sich noch besinnen werden.“
Das hofft auch Ruth Bongartz. Sie ist ebenfalls im Bürgerverein und verweist auf die leerstehende Wohnung, die sich im Traarer Rathaus befindet. „Die könnte die Stadt doch vermieten, damit hätte sie eine Einnahmequelle“, schlägt sie vor.
Anna Prior möchte ebenfalls, dass die Toiletten offenbleiben. Sie benutze sie zwar nicht, „aber die Handhabung finde ich nicht richtig“. Den Vorschlag, die Toiletten im Rathaus zu nutzen, hält sie für schlecht. „Ich war letztens in der kleinen Leseecke, wollte Bücher holen und musste dringend zur Toilette. Da habe ich fast einen Schlag gekriegt“, erzählt sie. Die Toilette sei rostig. „Eigentlich darf man gar nicht beschreiben, wie es da aussieht“, meint sie. „Dreckig ist es nicht, aber sehr runtergekommen.“ Außerdem beklagt sie, dass es nur eine Toilette gibt, die Männer und Frauen nutzen müssen. „Und dann sollen die neuen Toiletten geschlossen werden? Das ist eine Zumutung“, findet sie.
Hella Simons versteht nicht, dass die Stadt die 100 Euro nicht aufbringen kann. „Sie geben Geld für Kinkerlitzchen aus und brüsten sich damit noch“, sagt sie. Die Stadt verwalte das Eigentum der Bürger. „Das vergisst sie sehr oft. Und man sollte doch meinen, dass mit dem Eigentum gut umgegangen wird.“ Oft müssten alte Damen, die zum Friedhof gehen, „schnell mal auf Toilette“. Das sei nicht möglich, wenn die Toiletten geschlossen bleiben.
Auch Bürgervereinsmitglied Ursula Schmitz ist gegen die Schließung. „Das ist eine ganz üble Sache“, sagt sie. Schließlich hätten viele Traarer Handwerker in ihrer Freizeit ehrenamtlich an den Toiletten gearbeitet. „Da muss doch eine Lösung zu finden sein, wie man das verrechnen und finanzieren kann“, meint sie. „So war es schließlich vorgesehen.“ Wenn die Stadt sich leerstehende Etagen wie im Traarer Rathaus leisten könne, dann müsse sie sich auch die Toiletten leisten. „So wie die Stadt sich verhält, werden sich die Handwerker hüten, noch einmal etwas zu tun“, glaubt sie. Auch wie die Stadt mit dem Bürgerverein umgeht, gefällt ihr nicht. „Schließlich baut sie auch sonst auf das Engagement des Vereins“, meint Schmitz.
Josef Schmitz vom Bürgerverein vermutet, dass nur wenige von den Toiletten im Rathaus wissen. Diese könnten schließlich auch nur zu den Öffnungszeiten genutzt werden. „Wenn die neuen Toiletten zubleiben, dann machen die Leute eben an die Hecke“, prognostiziert er.