Weltfrauentag Starke Frauen auf Litfaßsäulen
Krefeld · Zum Weltfrauentag am 8. März will Künstlerin Mauga Houba-Hausherr Frauen in eher untypischen Berufen und Ämtern für alle sichtbar machen – von der Päpstin bis zur Dirigentin. Auf Litfaßsäulen in der Stadt sind sie zu entdecken
Die Katholische Kirche ist in ihrem Aufbau und der Hierarchie männlich geprägt. Bis heute. Kein Wunder also dass der historische Roman „Die Päpstin“ der US-amerikanischen Schriftstellerin Donna Woolfolk Cross aus dem Jahr 1996 so viel Anziehungskraft entfaltete. Regisseur Sönke Wortmann hat den Roman 2009 verfilmt. Der Roman verarbeitet eine Erzählung aus dem Mittelalter, wonach eine Frau namens Johanna als Papst Johannes Anglicus 855 zum Nachfolger des Papstes Leo IV. aufgestiegen sein soll und auf dem Heiligen Stuhl saß. Hat es sie wirklich gegeben? Während seriöse Geschichtswissenschaftler das verneinen, berufen sich andere auf die „Chronik der Kaiser und Päpste“ aus dem Jahr 1277 eines Dominikanermönches, in der er von einer angeblichen Päpstin namens Johanna berichtet. Mauga Houba-Hausherr kennt ihre Geschichte, glaubt an sie und hat ihr im übertragenen Sinne zum Weltfrauentag im Stadtgebiet Raum geschaffen, um gesehen zu werden.
Erfolgreiche Frauen wurden oftmals aus der Historie gelöscht
In einem neuen Kunstprojekt knüpft die bekannte Krefelder Künstlerin an das aus Mitteln des Kulturhilfefonds 2.0 der Stadt geförderte Projekt „Frauen zeigen Gesicht“ aus dem Jahr 2022 an. Damals hatte sie Frauen aus der breiten Krefelder Gesellschaft und mit verschiedener Herkunft und Nationalität persönlich sichtbar und mithilfe überlebensgroßer Tuschezeichnungen in Schwarz und Weiß ebenfalls auf Litfaßsäulen „schlicht unübersehbar“ gemacht.
In dem neuen, ebenfalls durch das Kulturbüro und die Gleichstellungsstelle der Stadt geförderten Projekt geht Mauga Houba einen Schritt sozusagen weiter. Sie stellt Frauen in Situationen oder bei Betätigungen dar, die auch heute im 21. Jahrhundert noch vielfach als Frauen-untypisch oder gar undenkbar sind. Wie eben „Die Päpstin“, der sie als Insignie neben der Mitra auf dem Kopf das Venussymbol (allgemein bekannt als Frauensymbol) in die Hand legt. Natürlich in ihrer Lieblingsfarbe Kardio Rot dunkel, kraftvoll und von Herzen kommend. Denn die Botschaft ist ihr wirklich eine Herzensangelegenheit: „Erfolgreiche Frauen sind in der Historie aus dem Gedächtnis der Männerwelt gelöscht worden“, sagt die Künstlerin. Zumindest für lange Zeit. Als Patinnen für ihre Frauenberufe standen unter anderem Elly Beinhorn, die erste Pilotin, die Rekorde brach, Bildhauerin Camille Claudel, die zeitlebens im Schatten von Rodin stand oder auch Katherine Johnson als afro-amerikanische Mathematikerin, die in der damals dominierenden Männerwelt mit ihren Berechnungen der Flugbahn den ersten bemannten Flug zum Mond erst möglich gemacht hat.
Zehn verschiedene Motive hat Mauga Houba für dieses Projekt aus doppelt so vielen Motiven ausgewählt, zehn Berufe porträtiert. Alle gezeichnet mit Tusche und Acryl. Farblich pointiert sind typische Merkmale des jeweiligen Berufs. In der Vitrine im Rathaus in Block C vor den Räumen C2 und C6 sind noch weitere Porträts zu entdecken, die nicht an den 50 Litfaßsäulen zu finden sind.
Im Stadtgebiet werden Frauen in traditionellen Männerberufen dargestellt: die Kaminfegerin, die Feuerwehrfrau, die Schiedsrichterin mit Roter Karte, die Handwerkerin, die „Vision einer Päpstin“, die Denkerin, die Forscherin, die Monteurin, die Bauarbeiterin mit Presslufthammer und die Dirigentin. „Das ist mein liebstes Bild“, sagt Mauga Houba. Wie bei den anderen Motiven auch, hat sie sich sehr intensiv mit den Berufen und konkreten Protagonistinnen beschäftigt. Für die Dirigentin die beiden Kinofilme aus 2020 und 2022 mehrmals geschaut. „Dass eine Frau Anfang des 20. Jahrhunderts Männern sagen durfte, wo es (musikalisch) hingeht, war undenkbar.“ Und auch heute im Jahr 2024 ist das immer noch die Ausnahme.