Straßenmodenschau: Unter der Kuppel statt auf dem Laufsteg
Für die Straßenmodenschau gilt ab 2012 ein neues Konzept
Krefeld. Wie Krefeld mit seiner textilen Geschichte umgeht, ist beschämend. Das geschlossene Haus der Seidenkultur symbolisiert den Niedergang. Selbst wenn das Geld für den Brandschutz wie erwartet zusammenkommt, ist kein Cent für die Aufwertung der Inhalte in Sicht. Dass dem bundesweit ebenfalls einzigartigen Textilmuseum im Jahr unfassbare 16 000 Euro für Ausstellungen zur Verfügung stehen, bedarf keiner weiteren Kommentierung.
Wesentlich besser sieht es bei der textilen Gegenwart aus. Die „Größte Straßenmodenschau der Welt“ hat jüngst auch bei ihrer 20. Auflage funktioniert. Was Anfang der 90er Jahre in der Region als überkandidelt belächelt wurde, war vor allem eins — eine großartige Idee. Umso erstaunlicher ist, wie deutlich sich die Macher jetzt davon distanzieren. Das Visionäre von vor 20 Jahren habe sich abgenutzt, Einschnitte seien zwingend notwendig, heißt es bei Einzelhandel und Stadt. Das verblüfft vor allem deshalb, weil Kritik an Details der Straßenmodenschau von den Veranstaltern bis vor wenigen Tagen als krefeld-feindlicher Akt zurückgewiesen wurde.
Sei’s drum. Jetzt wandelt sich die Straßenmodenschau zur Fashionworld. Laufstege und Models reichen nicht mehr, um sich in Szene zu setzen. Düfte, Dekor, Licht, Technik und Musik sollen das Textile ergänzen. Und das alles unter riesigen Kuppeln. Was die Bedenkenträger davon halten, ist klar: Krefeld setzt auf einen Gemischtwarenladen. Die Optimisten dagegen betonen, dass sich die Stadt den schönen Dingen des Lebens zuwendet. Niemand kann garantieren, dass es funktioniert. Aber anders als bei der textilen Historie beweist Krefeld bei der textilen Gegenwart die Kraft zur Gestaltung.