Studentenverbindug: Neues Material für Forscher

Die älteste Studentenverbindung der Hochschule, Tinctoria, hat ihre Unterlagen der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Krefeld. Wer einen Beitrag zur Stadtgeschichte leisten möchte, findet in den Unterlagen über die Krefelder Studentenverbindung Tinctoria frisches Forschungsmaterial. „Es lohnt sich“, verspricht Stadtarchiv-Leiter Olaf Richter. Im August 2012 erhielt das Archiv die Unterlagen von den Tinctoria-Altherren Timm Klenkers, Horst Voß und Gerd Groll. Schon im Frühjahr 2013 hatte Archiv-Mitarbeiterin Karoline Meyntz den Bestand erschlossen, der nun der Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Auf eineinhalb Regalmetern geben 40 Verzeichnungseinheiten ein aussagekräftiges Zeugnis über die älteste Verbindung der ehemaligen Textilingenieurschule, der heutigen Fachhochschule.

Am 3. Oktober 1895 gründeten 17 Studenten der Färbereischule die Verbindung Tinctoria. Fünf stammten aus Krefeld, die anderen kamen aus Städten wie Hannover, Gera, Breslau, Berlin, einer sogar aus Moskau. „Als Farben wählten sie Rot, Weiß und Grün, ihr Verbindungslokal war bei der Witwe Kessel im Hotel Monopol auf dem Südwall 65“, weiß Klenkers, der als Textilchemie-Student Tinctoria 1970 beitrat.

Im Monopol wurden auch bis 1933 Mensuren (Fechtkämpfe) der ehemals schlagenden Verbindung ausgetragen. Generationen von Studenten hielten in Studien- und Freizeit eng zusammen. Sie pflegten Freundschaften, debattierten, frönten der Geselligkeit und knüpften Kontakte, die bis nach Südamerika reichten.

Die breite Überlieferung setzt sich aus Chroniken, Satzungen, Postkarten, Korrespondenzen und Lebensläufen zusammen. Von besonderem Interesse dürfte das Fotoalbum von Theodor Kniesche sein. Er hielt seine Studienzeit von 1927 bis 1935 in Bildern fest. Zwischen 1906 und 1921 hatte sich die Vereinigung aufgelöst. „Es gab Schwierigkeiten mit der Schulverwaltung“, sagt Gerd Groll. 1935 löste sich Tinctoria erneut auf. „Als Alternative hätte man sich dem nationalsozialistischen Studentenbund anschließen müssen“, erklärt Groll. „Das wollte keiner.“

Das endgültige Aus kam in der 1980er Jahren. „Die Studenten wohnen nicht mehr unbedingt in Krefeld, der Leistungsdruck ist gestiegen, und es ist auch niemand mehr bereit, sich über einen längeren Zeitraum zu engagieren“, zählt Voß als mögliche Gründe auf.