Spuren der Zukunft Symbol und Signal: Krefelder hängen Krawatten an einen Baum
Die Stadt Krefeld sucht mit drei weiteren Kommunen Lebensentwürfe und Strukturen der Stadt von morgen.
Krefeld. Städte ändern sich, aber wie? Wohin driftet die kulturelle Entwicklung? Wie verändert sich das innerstädtische Leben, wenn sich zum Beispiel Handel und Gastronomie zurückziehen? Damit befasst sich das Projekt „Spuren der Zukunft“, das nach der ersten Phase der Dialogbühne jetzt in die Interventionsphase tritt. Mit Krefeld, der Partnerstadt Venlo sowie den niederrheinischen Nachbarn Neukirchen-Vluyn und Kamp-Lintfort suchen vier sehr unterschiedliche Orte gemeinsam nach Antworten.
Uli Cloos, Leiter des Fachbereichs Marketing und Stadtentwicklung, stellte das Projekt gestern mit seinen Mitstreitern vor. Kurator und Netzwerkpartner der Stadt ist Professor Nicolas Beucker von der Hochschule Niederrhein, der als wissenschaftlicher Ratgeber fungiert. Mit der Umsetzung ist Jürgen Sauerland-Freer als Leiter des Kulturbüros beauftragt.
Künstler Norbert Krause lässt auf dem Platz vor der Alten Kirche eine Skulptur in Form eines Krawattenbaumes entstehen. „Die Bürger sollen eine Krawatte mitbringen und den Baum zum Leben erwecken“, fordert Krause die Krefelder auf.
Der Künstler sieht das zunächst einmal als Blick zurück auf eine symbolträchtige Tradition, „vielleicht auch auf die Bürde der Vergangenheit einer reichen Industriestadt“.
„Man kann sich so von der Krawatte als Symbol lösen, sie aber dennoch auf ein Podest stellen und stolz darauf sein“, sagt er. „Man könnte es auch ,sich outen für Krefeld’ nennen“, sagt Cloos. Und hofft, dass sich die Krefelder ein Stück aus ihrer „meckernden Unverbindlichkeit“ verabschieden, wenn sie eine Krawatte als Unterpfand opfern. Vom 27. September bis zum 2. Oktober läuft die Aktion.
Hinter diesem symbolischen Akt verbirgt sich die Aufforderung, dass die Bürger über die Innenstädte sprechen, sagt Beucker. „Welche Anforderungen stellen wir an den Prozess der Veränderung, welche Perspektiven sehen wir und wie wollen wir das Ganze mitgestalten?“, fragt er.
Weil das besser gemeinsam mit anderen Kommunen geht und man voneinander lernen kann, sollen die vier Kommunen ihre Erfahrungen austauschen, zusammenführen und ergänzen und dabei wertvolle Beziehungen aufbauen. „Ich bin glücklich, diesen spannenden Prozess über zwei Jahre hinweg verfolgen und begleiten zu dürfen“, sagt Beucker. „Und ich bin froh, dass wir das Kaiser-Wilhelm-Museum als Partner gewinnen konnten.“
Dort soll am 28. September ein Künstlergespräch stattfinden. Im nächsten Jahr ist dann eine kuratierte Ausstellung in Venlo geplant und danach ein dezentrales Symposium in Krefeld mit Bürgern, Wissenschaftlern und Vertretern aus der Unterhaltungsbranche.
Cloos sieht das Modell mit den vier Städten als Herausforderung. Breucker geht in die Details: „Die Innenstädte sind zunehmend von Filialisten geprägt, aber nicht jede muss alles haben. Eine Mischung kann durchaus bereichernd sein.“ Venlo sei vielleicht etwas demütiger als Krefeld und Krefeld dürfe ruhig mehr Zuversicht zeigen, meint er. Cloos will das Image der Stadt verbessern: „Ein Prozess, der 2015 mit dem Projekt Perspektivwechsel begonnen hat.“ Der Funke sei gelegt, die initiale Zündung fehle noch. „Wir sind jetzt richtig angefixt, das Thema passt wunderbar in diese Zeit“, freut er sich.