Wirtschaft Tag der offenen Tür für künftige Azubis: Arbeitgebern in die Töpfe gucken

Check-in-Berufswelt — das heißt diesmal: 230 Firmen und Einrichtungen öffnen ihre Türen für zukünftige Azubis. Wie das Kinderheim Kastanienhof, das am Mittwochnachmittag Schüler zu Gast hatte.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Noch wird aufgeräumt. Anna Raab und Santana Fehlow sind schwer beschäftigt. Während die kleinen und großen Bewohner und die Mitarbeiter des Kinderheims Kastanienhof ihr Mittagessen verspeisen, haben die beiden Auszubildenden zur Hauswirtschafterin schon die Küche blitzblank geputzt. Ein paar Teile müssen noch gespült werden. Und schon kommt die nächste Gruppe junger Besucher, um sich in der Küche mit riesigen Töpfen, Kesseln und Kellen umzuschauen.

Auch die soziale Einrichtung an der Kaiserstraße hat ihre Türen für die Check-in-Berufswelt geöffnet. So wie rund 230 Industrie- und Handwerksfirmen, öffentliche Einrichtungen, Kliniken, Innungen, Hochschulen und andere Institutionen an vier Tagen hintereinander in Mönchengladbach, dem Kreis Viersen, dem Kreis Neuss und am Mittwoch in Krefeld. Das bedeutet vier Stunden offene Pforten und Informationen über Lehre, Duales Studium oder Studium für Jugendliche aus allen Schulformen.

Fünf Gesamtschülerinnen aus Kempen und Krefeld im Alter zwischen 14 und 16 Jahren werden gerade im Kinderheim herumgeführt. Die Azubis beziehungsweise Hauswirtschaftsmeisterin Antje Lüdert erklären Hintergründe und Abläufe. Schülerin Jasmin findet es interessant, „Hauswirtschaft mal von einer anderen Seite kennenzulernen“ als sie sie aus der Schule oder von Köchen kennt. Die Teenagerin will auf jeden Fall „etwas im sozialen Bereich machen“.

Für Lüdert, die hier vor 35 Jahren selbst ihre Ausbildung gemacht hat und seit 30 Jahren ausbildet, ist die Check-in-Berufswelt eine gute Gelegenheit, für eine Ausbildung zu werben, die — wie sie bedauert — ein Imageproblem hat. „Für das bisschen Putzen und Kochen brauche ich doch keine drei Jahre Ausbildung“, gibt sie wieder, was sie oft gehört hat.

Für den Kastanienhof bedeutet dieses Vorurteil, dass es schwer ist, für diesen Bereich Azubis zu finden. „Die Zahl der Bewerber geht rapide zurück“, sagt Lüdert — ein Schicksal, das die soziale Einrichtung mit vielen Handwerks-, Industrie- und anderen Unternehmen teilt. Und auch bei den pädagogischen Kräften ist die Lage seit vergangenem Jahr noch verschärft, sagt der stellvertretende Heimleiter Lucian Bartels. Deshalb macht das Heim, in dem 88 Kinder stationär betreut werden, nun schon zum zweiten Mal bei der Check-in-Berufswelt mit.

„Was der Beruf tatsächlich alles beinhaltet, Organisation, Berechnungen, Budgets, Ausrichten von Festlichkeiten, wissen viele nicht“, sagt Lüdert, die mit der Heimleitung auch in Schulen geht, um über die Ausbildungsmöglichkeiten zu berichten und immer wieder Schülerpraktikanten für drei Wochen aufnimmt.

Zwei Plätze für die Hauswirtschafts-Ausbildung und zwischen fünf und sieben Plätze für Erzieher im Anerkennungsjahr bietet der Kastanienhof jedes Jahr. „Und wir übernehmen sie gerne, wenn die Möglichkeit besteht“, sagt Lucian Bartels, heute Diplom-Sozialarbeiter, der aber schon 1982 als Zivildienstleistender im Kastanienhof anfing. „Ich kann nur sagen: Hier ist in 30 Jahren keiner bei der Prüfung durchgefallen“, sagt Lüdert.

Gesamtschülerin Lea hat sich die Arbeit im Kinderheim so vorgestellt, wie sie ihr in der einen Schnupperstunde am Mittwoch begegnet sei, sagt sie. Ihre Pläne sind dann aber doch andere. „Ich will Abitur machen und dann studieren. Ich hatte mal an Psychologie gedacht. Aber bei einem Berufsinfotag in Düsseldorf habe ich mir das anders überlegt“, berichtet die Jugendliche, bevor sie sich mit ihren vier Mitschülerinnen auf den Weg ins Berufsinformationszentrum (Biz) der Krefelder Agentur für Arbeit aufmacht, in dem auch zahlreiche Ausbildungsfelder vorgestellt werden.