Theaterplatz: 500 Kronkorken in den Beeten

Seit Mitte Februar beseitigen Menschen aus der Szene die Abfälle rund um den Treffpunkt.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. „Seitdem wir hier selber saubermachen, hat sich schon viel verändert. Spritzen sind kaum noch zu sehen“, sagt Benjamin W. Der 36-Jährige muss es wissen. Seit 20 Jahren besucht er den umstrittenen Treffpunkt auf dem Theaterplatz. Er ist einer von mittlerweile 14 Menschen aus der Drogenszene, die sich an dem Projekt des Caritas-Streetwork-Teams beteiligen.

Um 10 Uhr geht es los. Karin B. und Benjamin W. machen sich in Begleitung von einem Streetworker auf den Weg in das zweite Untergeschoss des Parkhauses Seidenweberhaus. In einer ausrangierten Toilette lagern die Materialien für die zweimal pro Woche stattfindende Säuberungsaktion.

Wie in jedem ordentlichen Betrieb hängt über dem Waschbecken ein Zettel mit Sicherheitshinweisen. Auch eine Flasche mit Desinfektionsmittel und ein Verbandskasten stehen bereit. „Jeder, der sich an der Aktion beteiligt, bekommt erst einmal eine Einweisung von uns“, erklärt Streetworker Thorsten Henkel.

Dabei werden die Teilnehmer der Säuberungsaktion darüber informiert, wie mit dem Arbeitsmaterial umzugehen ist. Dieses besteht aus Handschuhen, Besen und Kehrblech. Das Wichtigste ist wohl die Müllzange.

Wieder oben angekommen, machen sich Karin B. und Benjamin W. sofort an die Arbeit. Als erstes nehmen sie sich die Anfang des Monats von der Stadt leer geräumten Betonbeete vor. Geschickt picken sie mit seiner Zange Zigarettenstummel, Kronkorken und sonstige Abfälle aus der kahlen Erde.

Besonders viel Abfall ist nicht zu sehen. Beim Start der Säuberungsaktionen Mitte Februar sah das anders aus, berichtet Andrea Rother. „Am Anfang haben wir gefühlte 500 Kronkorken aus den Beeten gekratzt“, sagt die Leiterin des Streetwork-Teams der Caritas. Auch jede Menge Glasscherben und alte Heroin-Spritzen wurden entfernt.

Dabei waren die Initiatoren von der positiven Resonanz innerhalb der Szene überrascht. „Weil sie sehen, dass durch die eigenen Leute saubergemacht wird, achten sie auch mehr darauf, die Abfälle nicht einfach wegzuwerfen“, sagt Rother. Diese positive Resonanz bekommt auch Benjamin W. zu spüren.

„Ich finde es cool, dass du das machst“, sagt ein Bekannter im Vorbeigehen. W. ist gerade dabei, ein weiteres Beet von Abfällen zu befreien. Für zweimal „Saubermachen“ bekommt er zehn Euro Aufwandsentschädigung von der Caritas.

Für den derzeit an einem Entzugsprogramm teilnehmenden W. nicht der einzige Grund, sich an der Aktion zu beteiligen. „Man fühlt sich selber auch wohler, wenn es sauberer ist. Es macht auch auf Außenstehende einen besseren Eindruck“, sagt W. und ergänzt: „So hab ich auch Geld für mein Essen zusammen. Das ist besser, als in der Stadt zu sitzen und zu betteln.“