Theaterplatz: Bericht - Die Szene wird aggressiver
Der Rat hatte im Februar ein Maßnahmenpaket für den Theaterplatz beschlossen. Eine erste Zwischenbilanz.
Krefeld. Was ist eigentlich aus dem Maßnahmenpaket für den Theaterplatz geworden? Und wie ist die aktuelle Situation der drogenabhängigen Szene dort? Das fragen sich nicht nur die Mitglieder der Bürgerinitiative rund um Brigitte Theveßen, sondern auch Geschäftsleute, Mitarbeiter von Mediothek, Theater und Tiefgarage sowie die Fraktion der Grünen. Die hatte im Juni von der Verwaltung einen Sachstandsbericht gefordert. In den zuständigen Ausschüssen ist er noch nicht behandelt worden, dennoch liegt er der WZ vor.
„Die Situation auf dem Theaterplatz hat sich im Hinblick auf den verunreinigten Tiefgaragenkomplex entspannt“, besagt die Stellungnahme der Streetworker des Caritas-Verbandes.
Die Stadt hatte sich laut des Ratsbeschlusses von Februar dazu entschlossen, eine externe Spezialfirma täglich mit der Reinigung der Notausgänge zu beauftragen. Die säubert auch die Stufen im Seidenweberhaus, die vom Parkhaus hinauf zum Bürgerbüro führen. Nach Dienst- und Veranstaltungsschluss finden dort in den Gängen laut Info der WZ immer häufiger Menschen ohne Obdach einen Notschlafplatz.
Die Gesamtzahl der Personen auf dem Theaterplatz, die der Szene zuzuordnen sind, habe in den vergangenen Monaten zugenommen. Häufiger seien dort nun über 40 Leute anzutreffen. Ab dem frühen Abend wanderten einige Personen von dort weiter zum Schinkenplatz.
Die Polizei als auch der kommunale Ordnungsdienst seien inzwischen deutlich häufiger offenkundig am Theaterplatz im Einsatz, um vorrangig Personenkontrollen, aber auch Zielfahndungen durchzuführen.
Die Aggressionen innerhalb der Szene haben nach Einschätzung der Streetworker nicht an Häufigkeit zugenommen, dafür aber an Intensität und Schwere. Dabei ist beispielsweise von Schädelbasisbrüchen und schwersten Körperverletzungen die Rede. Auch die Helfer der Caritas bekommen das zu spüren: „Die Zusammenarbeit mit der russischen Klientel ist deutlich angespannter geworden und oft von unterschwelligen bis offenen Aggressionen begleitet.“
Nachdem der erste Standort vor dem Theater noch vor der Testphase auf breiter Front abgelehnt worden ist, soll der Toiletten-Container nun im Dezember im vorderen Teil des Platzes zum Ostwall hin aufgestellt werden.
Die Stadt hat sich zunächst für ein Mietobjekt entschieden, weil die Gegner fürchten, hier könnte ansonsten ein Treff für die Szene zementiert werden. Die ursprüngliche Forderung der Experten beim „Runden Tisches“ nach einer sich selbstreinigenden und sich zur Sicherheit selbst öffnenden Toilettenanlage mit Unterstellmöglichkeit wurde (bisher) nicht erfüllt.
Um den Bürgern das Gefühl von mehr Sicherheit auf dem Platz zu geben, hat der Fachbereich Ordnung einen privaten Sicherheitsdienst mit der Überwachung beauftragt. Laut Verwaltungsvorlage umfasst das die „regelmäßige Bestreifung des Seidenweberhauses“, des Theaterplatzes und der Tiefgarage inklusive der Zu- und Abgänge.
Beobachter wiederum betonen gegenüber der WZ, dass die Tiefgarage nicht kontrolliert werde. Und die normale Streife bestehe außer bei Veranstaltungen nur aus einem Mann. Der Kommunale Ordnungsdienst hingegen kontrolliere in Doppelstreife täglich mindestens zwei Stunden den Theaterplatz.
Da die Szene die Abgänge zur Tiefgarage bisher für ihre Notdurft oder zum Spritzen nutzt, hat die Verwaltung den Auftrag vom Rat erhalten, mögliche bauliche Veränderungen zu prüfen.
Die Bauverwaltung fordert dazu jedoch zunächst weitere konzeptionelle Überlegungen. Eine Einhausung wie an der Schneiderstraße sei aus sicherheitsrelevanten Gründen problematisch, weil Parker im Notfall auch von Innen nach Außen kommen müssten.
Während die beschlossene Fortschreibung des Drogenhilfekonzeptes von 2001 kein Problem darstellt, sieht das bei der Einrichtung eines Drogenkonsumraums in Krefeld schon anders aus. Die Verwaltung sollte die Möglichkeiten und Kosten prüfen. Laut Gesundheitsamt würde die Einrichtung eine Millionen Euro kosten und in der Folge jährliche Betriebskosten von 600 000 Euro verursachen. Bei der Annahme, dass man mit diesem Angebot nur zehn bis 15 Prozent der zumeist unauffälligen Abhängigen erreiche, ist der Aufwand laut Verwaltung zu groß.