Uerdinger ist Minigolf-Europameister

Schon als kleiner Junge liebte Markus Janßen das Spiel auf den kleinen Betonbahnen. Eine lag direkt neben dem Haus, in dem seine Oma lebte — das Schicksal nahm seinen Lauf.

Uerdingen. Leicht nach vorne gebeugt, den Schläger fest in den Händen, fixiert Markus Janßen den kleinen Ball auf der Betonbahn. Mit dosiertem Schwung lässt er ihn gegen die Bande prallen. Und zwar genau im richtigen Winkel. Nur noch eine Berührung mit der Bande, dann landet der Ball direkt im Loch. Ein Hole-in-one und am Ende der Titel bei dem Wettbewerb im tschechischen Cheb: Er ist zum zweiten Mal Senioren-Europameister im Minigolf.

Dass es einmal so weit kommen würde, war für manche vielleicht schon in frühster Kindheit zu ahnen. Bereits als kleiner Junge hatte Janßen wie viele Kinder in seinem Alter eine Schwäche für Minigolf. Wenn ihm seine Oma ein paar Mark für eine Partie und ein Eis in die Hände drückte, war er kaum noch zu halten. Zum Glück hatte er es nicht weit. Denn seine Oma lebte praktischerweise direkt neben einer Minigolf-Anlage.

Und zwar neben der Heim-Anlage des Bahnengolfclubs Uerdingen im Stadtpark. Schnell wurde man dort auf ihn aufmerksam und holte den damals 14-Jährigen 1979 in den Verein. Diesem ist Janßen bis heute treu geblieben. Nicht als Spieler, aber als Kassenwart. „Aus sportlichen Gründen spiele ich mittlerweile beim 1. MGC Mainz. Mit meinem Kindheits-Club fühle ich mich aber noch immer sehr verbunden und engagiere mich dort ehrenamtlich“, sagt Janßen. 2016 wurde er dafür sogar mit dem Ehrenteller der Stadt Krefeld ausgezeichnet.

Der 52-Jährige ist Ur-Uerdinger. In seinem Heimatort und Wohnort am Rhein arbeitet er auch. Denn 1981, also vor 37 Jahren, begann er bei Bayer seine Ausbildung zum Bürokaufmann, heute ist er IT-Manager beim Werkstoffhersteller Covestro im Chemiepark. „Eigentlich wollte ich Bankkaufmann werden. Mittlerweile bin ich unheimlich froh, dass ich mich letztlich gegen die Banklehre entschieden habe. Denn ich habe die Möglichkeit, eine Menge mitzugestalten. Ich liebe die Herausforderung“, sagt Janßen über sich selbst.

Auch sportlich gilt das für ihn: Mittlerweile ist Janßen bereits seit vier Jahren Weltranglistenerster der Senioren. Und das will was heißen. Denn der Sport ist komplex. Es gilt zwischen unterschiedlichen Bällen zu wählen, die sich abhängig von der Bahn und diversen äußeren Einflüssen, wie etwa der Luftfeuchtigkeit, anders verhalten.

Markus Janßen über sein Erfolgsrezept

Den geeigneten Ball zu wählen und diesen unter Berücksichtigung all dieser Faktoren präzise zu spielen, ist nicht ohne. Wenn man Markus Janßen jedoch nach seinem Geheimnis fragt, antwortet er ganz bescheiden: „Viel Training und gute Nerven.“

Das wird er auch für die Europameisterschaft in Portugal in diesem Jahr brauchen. Dann vielleicht sogar ein bisschen mehr als sonst. Denn in Portugal wird auf Filzbahnen gespielt, das ist das Terrain der schwedischen Nationalmannschaft.

„Es wird schwer sein, zu gewinnen“, schätzt Janßen seine Chancen ein, „deshalb heißt es jetzt trainieren, trainieren, trainieren.“ Diesen Winter ist er daher auch häufiger auf seiner Heim-Anlage im Uerdinger Stadtpark antreffen. Denn der Winterpokal, den der BGC Uerdingen dort ausrichtet, ist für ihn eine gute Turniervorbereitung. Red/ok