650 Jahre Krefeld Unbezahlbar: Ehrenamtler in Krefeld
Zeit ist kostbar. Nicht nur, wenn ein Mensch von seiner Lebenszeit ein paar Stunden davon einem anderen schenkt, sondern ganz besonders für den sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Egal ob Sport, Wohlfahrt, Kunst und Kultur, Natur- oder Denkmalschutz – ohne ehrenamtliches Engagement gäbe es vieles nicht.
„Das Ehrenamt betrifft alle Bereiche unseres Lebens und dennoch ist es sehr unsichtbar“, sagt Mareike van Eickels, seit November 2021 Leiterin des Freiwilligenzentrums Krefeld. Sie will daran etwas ändern. Etwa 800 Aktive (davon 440 weiblich, 351 männlich und neun divers) sind es allein in Krefeld, die sich in ihrer Freizeit vielfältig und unentgeltlich für andere engagieren. Im Rahmen der Serie „Das Besondere an Krefeld“ anlässlich von „650 Jahre Krefeld“ stehen sie in den Folgen eins und zwei im Mittelpunkt.
Das Freiwilligenzentrum arbeitet seit über 20 Jahren als Vermittler
„Blicken Sie doch nur einmal zu den Vereinen“, fordert van Eickels auf. „Ohne Ehrenamtler gäbe es beispielsweise keine Schwimmlehrer, Sporttrainer, keinen Vorstand, aber auch keinen Kassenwart – eine weiße Leinwand sozusagen.“ Die Liste ist jedoch noch viel länger, ob Spielplatzpaten, Zoofreunde, Betreuer im Offenen Ganztag, Helfer im Hospiz oder auch die Freiwillige Feuerwehr, die Bereiche, wo Ehrenamtler das Rad in Schwung halten, sind so vielfältig wie zahlreich.
Einen guten Überblick darüber finden Interessenten auf der seit einer Woche neugestalteten Internetseite des Freiwilligenzentrums Krefeld am Westwall 97. Seit 21 Jahren gibt es das nun und steht inzwischen auf stabilen Säulen. Träger sind der Caritasverband und die Stadt Krefeld. Nutznießer davon inzwischen 221 Einrichtungen, die für 294 Angebote insgesamt ehrenamtliche Helfer suchen.
„Unsere Aufgabe ist die Beratung und Vermittlung von interessierten Bürgern und Organisationen“, erzählt van Eickels. Die 44-jährige gelernte Pädagogin hat ein neues Handling für die Einrichtungen eingeführt, damit die kurz, knapp und verständlich die Tätigkeiten auf der Internetseite beschreiben, für die sie jemanden suchen. „Wir haben jetzt hier feste Ansprechpartner für die Einrichtungen und für die eine regelmäßige Organisationssprechstunde eingerichtet“. Das verhindere im Vorfeld Missverständnisse zwischen Ehrenamtlern und Einrichtungen.
Während der Corona-Pandemie habe das Freiwilligenzentrum viele der Ehrenamtler verloren. Nun werben sie erneut um sie. Und haben laut der Leiterin einen interessanten neuen Aspekt entdeckt: „Die Altersstruktur hat sich verändert“. Waren es zuvor überwiegend die Krefelder zwischen 60 und 69 Jahre, die sich ehrenamtlich engagieren, sind es inzwischen an zweiter Stelle die 30- bis 39-Jährigen. Über das Ehrenamt würden sie sich selbst verwirklichen wollen und können – und ihre Work-Life-Balance in der Waage halten.
Maximal fünf Stunden in der Woche („kann, aber muss nicht“) leisten Ehrenamtliche des Freiwilligenzentrums ihren Dienst an der Gesellschaft. In verschiedene Angebote „reinschnuppern“ können Interessierte beispielsweise bei sogenannten einzelnen Tageseinsätzen. Es gilt für alle Angebote eine Unfall- und Haftpflichtversicherung und es gebe Ansprechpartner vor Ort.
Laut des neuen Ehrenamt-Atlas „So engagiert sich NRW“, von West-Lotto auf Basis einer aktuellen Forsa-Umfrage erstellt, beträgt der wirtschaftliche Gegenwert des Ehrenamtes allein in Krefeld 172 Millionen Euro. Die Quote des Ehrenamtes liegt in Krefeld bei 46 von 100 Einwohnern. Der zeitliche Aufwand einer ehrenamtlich tätigen Person läge im Durchschnitt bei 165,3 Stunden pro ehrenamtlich tätiger Person.
Die Stadt würdigt das Engagement mit dem Ehrenamtspreis „Miteinander füreinander“, den OB Frank Meyer initiiert hat, sowie mit der Ehrenamtskarte, die Vergünstigungen bei öffentlichen und privaten Einrichtungen bietet. Zur 650-Jahr-Feier hat die Stadt die Jubiläums-Ehrenkarte herausgebracht, bei der die Mindestanzahl an 250 Ehrenamts-Stunden im Jahr entfällt. Auch darüber informiert das Freiwilligenzentrum.