Vorsicht Autofahrer Nach Unfällen in Krefeld wieder Rehkitze ohne Mutter: So kümmert sich das Tierheim um die Jungtiere

Krefeld · Zwei verwaiste Kitze müssen nach weiteren Wildunfällen in Krefeld per Hand aufgezogen werden. Weitere Jungtiere werden noch gesucht.

Um diese beiden Kitze kümmert sich Mona Schellscheidt vom Tierheim Krefeld.

Foto: Mona Schellscheidt

Innerhalb von anderthalb Wochen sind ist es auf Krefelder Stadtgebiet zu drei Wildunfällen gekommen, bei denen führende Ricken – also weibliche Rehe mit jungem Nachwuchs – gestorben sind. Die Stadt appelliert deshalb an Autofahrer, besonders in diesen Tagen in Waldgebieten und schlecht einsehbaren Bereichen äußerst achtsam zu fahren. Insbesondere sollten Geschwindigkeitsbegrenzungen zum Schutz der Wildtiere auch tatsächlich eingehalten werden.

Nachdem bereits am ersten Juni-Wochenende eine Ricke bei einem Verkehrsunfall im Forstwald gestorben war, teilte die Stadt Krefeld am Mittwoch mit, dass am Pfingstsamstag eine führende Ricke im Bereich Flünnertzdyk von einem Pkw erfasst und dabei so schwer verletzt wurde, „dass sie notgetötet werden musste“. Das Muttertier sei offenbar unterwegs gewesen, um seine zwei Rehkitze mit Nahrung zu versorgen. Die beiden Tiere sind jetzt ohne Mutter und wurden von Mona Schellscheidt, stellvertretende Leiterin des Tierheims Krefeld, aufgenommen.

Sie wird die Tiere per Hand aufziehen, bis sie soweit sind, in die Natur freigelassen zu werden. „Aktuell sind sie sehr munter“, attestierte Schellscheidt am Mittwochnachmittag. Allerdings könne sich die Lage schnell ändern. Denn Rehen sieht man einen schlechten Gesundheitszustand erst an, wenn es eigentlich zu spät ist. Ein natürlicher Schutz vor Fressfeinden. Schellscheidt hat eine aufwändige Aufgabe vor sich, der sie sich gerne angenommen hat. Alle zwei Stunden wollen die Kitze gefüttert werden – auch nachts. Die stellvertretende Tierheimleiterin ist froh, dass die Kitze inzwischen überhaupt fressen. Das sei am Anfang nicht der Fall gewesen. Tipps habe sie sich bei einer Reh-Aufzuchtstation geholt. Platz für Rehe gab es dort aber nicht mehr. „Alle Stationen in NRW sind nahezu brechend voll“, weiß Schellscheidt.

Insofern ist noch unklar, wo weitere Kitze unterkommen könnten, die aktuell noch gesucht werden: Am Mittwochmorgen gab es auf dem Europaring in Höhe der Gatzenstraße einen weiteren Wildunfall, bei dem eine Ricke getötet wurde.

Wildunfälle sind dieser Tage wie auch im Herbst keine Seltenheit. Sie machen etwa fünf Prozent aller Straßenverkehrsunfälle pro Jahr aus. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft meldet pro Jahr rund 300.000 Wildunfälle.