Krefeld Vater flieht vor Nazis: Ein Amerikaner auf Spurensuche in Krefeld

Kaufmann betreibt derzeit eine intensive Recherche über seine Vorfahren. Seine Eltern haben die Konzentrationslager überlebt.

Foto: Reinke

Krefeld. Auf seiner Europa-Reise hat Lewis Daniels aus dem amerikanischen Denver die NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld besucht. Dabei begleitete ihn Leon Kaufmann aus Heerlen (Niederlande). Die beiden sind weitläufig miteinander verwandt, die Großmutter väterlicherseits von Leon Kaufmann war eine geborene Daniels aus Krefeld-Linn. Die Männer haben sich über die Familienforschung im Internet kennengelernt.

Kaufmann betreibt derzeit eine intensive Recherche über seine Vorfahren. Seine Eltern haben die Konzentrationslager überlebt. Über dieses Trauma konnten oder wollten sie mit ihrem Sohn aber nicht sprechen. Er versucht für seine Kinder, die Geschichte nachzuvollziehen.

Lewis Daniels ist der Sohn von Kurt Daniels, der vor der nationalsozialistischen Verfolgung aus Deutschland am 7. Juni 1939 zunächst nach England, dann in die USA geflohen war. Er hat von seinem Vater mehr erfahren und wollte gerne die Orte wiedersehen, die mit seiner Familie zu tun hatten. Zunächst wollte er aber die NS-Dokumentationsstelle aufsuchen. Er fand dort die Namen der ermordeten Großeltern auf den Wandteppichen im ehemaligen Wohnzimmer Richard Merländers. „Beide Gäste zeigten sich sehr beeindruckt von der Ausstellung in der Villa und dem pädagogischen Angebot des Hauses“, berichtet Leiterin Ingrid Schupetta.

Nach der NS-Dokumentationsstelle besuchten sie den jüdischen Friedhof in Linn, wo sie der Toten der Familien gedachten. Aus dem engeren Familienkreis haben die Großeltern Marta und Arthur Daniels kein Grab, weil sie in Riga ermordet wurden. Bei Leon Kaufmann sind es die Großmutter Paula Kaufmann, geborene Daniels (ermordet in Sobibor), und die erste Frau des Vaters Betty Kaufmann, geborene Davids (ermordet in Auschwitz). Anschließend schauten sie sich die Stolpersteine für die Familie Daniels in Linn an.

Nicht eingeplant war der überaus herzliche Empfang durch die heutigen Bewohner des Hauses. Sie hatten über Jahre einen freundschaftlichen Kontakt zu Kurt Daniels. Zum Abschied versprach man sich, den gegenseitigen Austausch von Fotos und weiteren Informationen.