Versuchter Mord: Schmucksammler war kein Zufallsopfer
Im Prozess um versuchten Mord soll am Freitag der Mittäter vorgeführt werden.
Krefeld. Auch Handys sind Zeugen — die Verbindungsdaten verraten, wann und wo mit welchem Gerät telefoniert worden ist. So war es nur logisch, dass sich die Kripo-Beamten auf das Mobiltelefon stürzten, dass Aca U. bei seiner Festnahme in Oberhausen am Abend des 13. Januar in der Tasche trug.
Nur etwa drei Stunden zuvor hatte der 29-jährige Serbe vor Haus Ritte auf der Moerser Landstraße den 68 Jahre alten Schmucksammler H. mit einem Leih-Kastenwagen umgefahren. H. hatte sich dem Dieb seiner Sammlerstücke mit ausgebreiteten Armen entgegengestellt.
Gestern, am zweiten Verhandlungstag im Prozess gegen U., dem die Anklage unter anderem versuchten Mord vorwirft, legte der Kriminalbeamte Georg V. der 2. großen Strafkammer die letzten Verbindungsdaten des Täter-Telefons vor. Daraus geht hervor, dass der Angeklagte auf der Strecke zwischen dem Trödelmarktgelände an der Ulmer Straße in Düsseldorf und Traar immer wieder telefoniert hatte — vermutlich mit dem Mittäter.
„Wir sind davon ausgegangen, dass H. kein Zufallsopfer war“, erklärte der Ermittler vor Gericht. Wer das ausgespähte Opfer vom Trödelmarkt auf dem Düsseldorfer Großmarktgelände nach Krefeld verfolgte, ist noch unklar. Der 68-Jährige selbst hatte kein Verfolgerfahrzeug bemerkt — obwohl er nach einem Einbruch in sein Haus knapp ein Monat zuvor „auf der Hut“ war.
Beim Mittäter, der am Freitag aus der Haft in Bochum der Krefelder Strafkammer vorgeführt werden soll, scheint es um einem professionellen Kriminellen zu handeln, der diverse Alibi-Namen benutzt hat. Die Sim-Karte in seinem Handy war offenbar ebenfalls unter einem Decknamen registriert. Und das Mobiltelefon, das der Angeklagte am Tattag benutzte, war geklaut — am 21. Oktober 2012 auf einem Trödelmarkt in Langenfeld. Noch am selben Tag wurde die Sim-Karte der Ehefrau des Angeklagten ins Beutestück gelegt.
Aca U. macht zur Tat und den Hintergründen weiter keine Angaben. Offen bleiben daher viele Fragen — etwa die, wozu der Ford Transit — gemietet vom Mittag, 12. Januar, bis zum Morgen des 14. Januar 2013 sonst noch benutzt worden ist. Für zwei 60 mal 60 Zentimeter große Kisten mit Schmuck und Uhren hätte ein kleineres Fahrzeug gereicht.
Dafür versucht U. Pluspunkte beim Gericht zu sammeln. Sein Verteidiger legte dem Gericht ein Papier des Oberhausener Jugendamtes vor, das ihn als „verantwortungsvollen, engagierten Mitarbeiter“ bei der Integration jugendlicher Migranten beschreibt. Von 2009 bis zur Festnahme im Januar war Aca U. ehrenamtlicher Co-Trainer einer Gruppe.