Comedy Vierbeiner haben Gespür für Schwächen

Hundeexperte Martin Rütter gibt im König-Palast humorvoll Tipps zur Erziehung von Mensch und Tier.

Foto: Marc Mocnik

Krefeld. Als Hundeprofi Martin Rütter die Bühne des König-Palastes betritt, erntet er von den 4500 Zuschauern schon den ersten Beifall. Mehr als 90 Prozent sind Hundebesitzer, mehr als die Hälfte hat den Experten aus Moers schon live erlebt. Sein neues Programm „NachSITZen“ bezieht seinen Reiz aus tierisch-menschlichem Nachhilfeunterricht.

Die Bühne zeigt ein Klassenzimmer, in dem Stoffnachbildungen von Rütters eigenen Vierbeinern sitzen. Eigentlich müssten dort die Hundebesitzer nachsitzen. Mehr Utensilien braucht Rütter nicht, denn der Dogfather der Hundeerziehung ist Tier- und Menschenversteher zugleich. Er durchschaut die Spielchen der Vierbeiner und deckt die Schwächen der Zweibeiner schonungslos auf, indem er ihnen den Spiegel vorhält.

„Sind wir mal ehrlich, jeder hier würde doch eher seinen Partner weggeben als den Hund“, sagt Rütter und löst bei vielen Frauchen Jubel aus, während die Männer eher befremdet dreinschauen.

Vor allem bei Frauen hat Rütter einen Schlag, sie sind in der Halle in der Überzahl und Rütter weiß, dass viele Männer eher auf Geheiß dabei sind. Was nicht bedeutet, dass sie nicht ebenso Spaß haben, wenn Rütter sich mit den weiblichen Schwächen beschäftigt.

Material bietet ihm das schwache Geschlecht genug: Etwa, wenn Frauchen auf Biohundefutter schwört und auf die Angebote der Futterhersteller reinfällt, die oft teurer sind als das, was bei der Familie auf den Tisch kommt. „80 Prozent dieses Futters sind Fettstoffe, die der Hund nicht braucht, ebenso wenig wie Mais und anderes Gemüse“, klärt Rütter auf. „Der Hund ist ein jagender Fleischfresser, er hat Fang- und Reißzähne, und Mais gehört nicht zur Familie der Fluchtgemüse.“

Dann macht sich Rütter über Hundemodenamen wie Philipp-Pascal und Emma-Luna lustig und beklagt, dass Mode- und Designerhunde, „früher Mischlinge genannt“, heute 1500 Euro als Welpen kosten. Und empfiehlt, günstig einen Hund aus einem Tierheim „zu befreien“. Zuvor solle man sich aber eine Rasse aussuchen, die auch zur eigenen Mentalität passt. Finger weg von Moderassen wie dem Rhodesian Ridgeback. Der sei gezüchtet worden, um Löwen zu jagen, friere bei Nässe, weil ihm die Unterwolle fehle, sei die größte Memme unter den Hunden und glaube, die Welt gehöre ihm.

Anfängerhund Nummer 1 sei der Beagle. Der habe zwar einen schlechten Ruf, renne aber nie weg. Doch auch ein Beagle sei nur mit Macken zu haben, süchtig nach Futter und hochgradig asozial, weil egoistisch. Will man zwei Hunde halten, seien Rüden besser als Hündinnen, weil letztere wie bei den Menschen zu nachtragend seien. Rüde und Hündin gingen eine eheähnliche Gemeinschaft ein, aber auch da habe der Mann nichts zu melden.

Martin Rütter ist ein guter Beobachter und humorvoller Geschichtenerzähler. Großartig sind seine Parodien, wenn er gewissermaßen selbst zum Hund wird. Anschaulich macht er deutlich, dass alle Schwierigkeiten im Umgang Kommunikationsprobleme sind.

Als Hundetrainer, der Hundeschulen betreibt und Promis persönlich berät, gibt er seinen begeisterten Fans viele Alltagstipps mit auf den Weg. Unter anderem den Rat, wenigstens zehn Minuten am Tag mit dem Hund zu spielen.