Welle von Flüchtlingen aus Syrien ist in Krefeld noch nicht zu spüren
Die Zahl der Zufluchtsuchenden nimmt seit zwei Jahren wieder zu. Derzeit leben 450 in der Stadt, zwei Drittel in Übergangsheimen.
Krefeld. Die Flüchtlinge des syrischen Bürgerkrieges und die Menschen, die vor den politischen Umwälzungen oder dem sozialen Elend in Nordafrika fliehen, sind in Krefeld noch nicht angekommen. Wie das städtische Presseamt auf Anfrage der WZ mitteilte, gibt es derzeit keine gravierende Veränderung der Flüchtlingszahlen. Für Juli beziffert das Presseamt deren Zahl auf rund 450. Darin sind jene Flüchtlinge, die sich illegal in der Stadt aufhalten, nicht enthalten.
Die Verwaltung hat vor rund einem Jahr im Sozialausschuss mitgeteilt, dass die Zahl der Flüchtlinge in den Übergangsheimen seit Mitte 2010 kontinuierlich zunimmt. Demnach befanden sich zum Stichtag 31. Dezember 2010 in den Heimen 261 Personen, ein Jahr zuvor waren es noch 120 Personen. Es sind jedoch nicht alle Flüchtlinge in den Heimen untergebracht.
Insgesamt waren es laut Presseamt 323 Personen (Ende 2010), ein Jahr später 353 Personen. Das entspricht einem Plus von 9,3 Prozent. „Eine Zunahme von Flüchtlingen aus Syrien oder Nordafrika ist bisher nicht festzustellen. Die Asyl(folge)verfahren haben zugenommen. Hierdurch besteht eine erhöhte Fluktuation (Ausreisepflicht nach erfolglosem Asylverfahren)“, stellt das Presseamt fest.
Zur Unterbringungsfrage heißt es: „Die Flüchtlinge werden über die Stadtteile verteilt in verschiedenen Einrichtungen untergebracht.“ Unter anderem stehen im Übergangsheim Siemesdyk 172 Bettenplätze zur Verfügung. Die genauen Anschriften der vier anderen Einrichtungen werden aus datenschutzrechtlichen Gründen von der Stadt nicht bekanntgegeben. Aus der Satzung der Stadt über die Benutzung von Übergangsheimen für die Aufnahme ausländischer Flüchtlinge ist ersichtlich, dass der aktuelle Unterbringungsstandard für jeden Flüchtling fünf Quadratmeter Wohnfläche plus einen Quadratmeter Verkehrsfläche beträgt.
Eine Forderung des Flüchtlingsrates und der Kampagne „Save me“ („Rette mich“) ist: Die aufgenommenen Flüchtlinge werden nicht in Lagern untergebracht, sondern erhalten die Möglichkeit, in der Aufnahmegemeinde eine Wohnung zu beziehen. Die Stadt versucht, dies umzusetzen. Sie wirbt bei privaten Vermietern um Wohnraum. Welche Auswirkungen der Bürgerkrieg in Syrien haben wird, ist noch nicht abzusehen. In türkischen Lagern an der Nordgrenze, in Jordanien und im Libanon leben inzwischen mehr als 100 000 syrische Flüchtlinge, meldet das UNHCR, das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen.
UNHCR schätzt, dass es bis zum Jahresende 200 000 Flüchtlinge sein werden. Über die Zahl der Flüchtlinge, die aus Afrika über Italien nach Europa kommen, kann nur spekuliert werden. Es sind Zehntausende. Vor diesem Hintergrund appellierte das UNHCR an Deutschland, mehr Menschen aufzunehmen. Mitte 2011 wurde dieser Appell von SPD, Grünen und Linken im Rat aufgegriffen.
Es gab den Antrag, der Kampagne „Save me“ beizutreten. Die Kampagne setzt sich für eine Ausweitung der Flüchtlingsaufnahme ein und wird bisher von mehr als 50 deutschen Kommunen (unter anderem Düsseldorf und Köln) unterstützt. Mit den Stimmen von CDU, FDP und UWG wurde der Antrag abgelehnt.