Wenig Geld, wenig Theater - für die nächste Spielzeit drohen Einschnitte
Etat: Die Politik diskutiert über die Finanzlöcher, und die Theaterleute hängen in der Luft. Einschnitte drohen.
Krefeld. Opern ohne Bühnenbild, keine Theaterpädagogik für die Schulen, insgesamt deutlich weniger Produktionen: Im schlimmsten Fall könnte es in der nächsten Theater-Spielzeit dramatische Einschnitte geben, die auch das Publikum zu spüren bekommt.
Hintergrund: Die Städte Krefeld und Mönchengladbach haben sich immer noch nicht auf einen Etat für die Städtischen Bühnen geeinigt. Bei der Planung der nächsten Spielzeit hängen die Theatermacher in der Luft. In der Belegschaft macht sich derweil angesichts der ungewissen Finanzlage spürbare Verunsicherung breit. Die WZ erklärt die Hintergründe.
Das Theater hat in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet, hatte zwischenzeitlich sogar Geld beiseite gelegt. Erst die Tariferhöhungen für den öffentlichen Dienst haben den Haushalt - wie auch bei den Kommunen - ins Wanken gebracht. Da das Theater seinen Beschäftigten 2008 und 2009 insgesamt fast acht Prozent mehr Gehalt zahlen muss, reicht das Geld nicht mehr. Das gilt schon für die laufende Spielzeit, in der rund eine Million Euro fehlen. Für 2009/2010 klafft ein Loch von nochmals 600 000 Euro. Allein die Stadt Krefeld müsste binnen zwei Jahren 720 000 Euro mehr zahlen.
Der Aufschrei kam aus Mönchengladbach: CDU und FDP erklärten dort überraschend, dass sie dem Theater kein weiteres Geld zur Verfügung stellen wollen. In Krefeld ist der Tonfall moderater: "Wir können das Theater nicht vor die Wand laufen lassen", erklärt die hiesige CDU. Die harte Linie der Gladbacher stößt auf wenig Verständnis. Auch die Krefelder FDP hat signalisiert, helfen zu wollen - notfalls mit Geldern der Stadtwerke. Politiker beider Städte treffen sich heute zum Gespräch. Schon vorher gibt es in Krefeld positive Signale: Der Kämmerer wird nach WZ-Informationen den Krefelder Anteil für 2008/09 - rund 500 000 Euro - in den Etat aufnehmen. Kommende Woche wird darüber beraten.
Für das Theater ist es in der laufenden Spielzeit schlichtweg unmöglich, spontan Geld einzusparen. 90 Prozent des Etats bestehen aus Personalkosten, laufende Arbeitsverträge können nicht einfach so gekündigt werden. Auch das Zusammenstreichen des Angebots führt nicht weiter: Der Spielplan steht, die Abonnenten haben bezahlt. Jede Vorstellung weniger bedeutet weniger Einnahmen. "Mitten in der Spielzeit geht gar nichts", heißt es aus CDU-Kreisen. Sollten die Gladbacher sich dennoch stur stellen, ist die Folge unausweichlich. "Dann sind wir bald zahlungsunfähig", hat Intendant Jens Pesel bereits vor Wochen erklärt.
Derzeit gar nicht. Normalerweise stehen Mitte November bereits große Teile des Spielplans fest. Der Intendant muss Regisseure und Ausstatter verpflichten, Gast-Schauspieler einkaufen. All dies ist jetzt nicht möglich, weil die Theaterleitung gar nicht weiß, wie viel Geld sie zur Verfügung hat. "Ich bin handlungsunfähig", hat Jens Pesel dem Theaterkuratorium erklärt. Das ist nun zwei Wochen her. Der Zeitdruck wird größer.
"Wer das gleiche Theater will, muss etwas drauflegen", lautet die klare Ansage aus dem Theater. Werden die gestiegenen Personalkosten nicht ausgeglichen, muss anderswo gespart werden: Denkbar ist, alle Studio-Produktionen zu streichen, insgesamt weniger Vorstellungen anzubieten, die Theaterpädagogik drastisch herunterzufahren und Opern ohne Bühnenbild und Kostüme aufzuführen. Doch das wirft eine Frage auf, die angesichts solcher Aussichten nicht nur am Theater laut wird: "Wie viele Zuschauer kommen dann wohl noch?"