Wieder geht ein Stück Samt und Seide
Ein Rückblick auf die Vergangenheit der Handweber-Tradition.
Hüls. "Mit dem Abriss der alten Seidenfabrik an der Bruckerschen Straße geht die Seidenwebertradition in Hüls unwiderruflich zu Ende", sagt Werner Mellen vom Hülser Heimatverein.
Begonnen hatte das Weberhandwerk im 18. und 19. Jahrhundert. 1881 kam es zum Umschwung: "Die Handwebstühle, mit denen Seidenfäden verarbeitet werden konnten, wurden mechanisiert", weiß Paul-Günter Schulte, Leiter des Stadtarchivs. "Es kam zur Weber-Not."
Zuvor waren oft alle Familien eines Straßenzuges am Webstuhl beschäftigt gewesen. Heute zeugen noch die so genannten "Weberstraßen", so zum Beispiel die Franz-Hartz-Straße, davon.
Durch die neue Erfindung war es nun möglich, den feinen Seidenfaden maschinell zu verarbeiten. Schulte: "In den Weberdörfern rund um Krefeld herrschte nun Arbeitslosigkeit. Von 6000 Bürgern waren 600 betroffen." Die Gemeinden versuchten dann Firmen anzulocken.
"Mit Schröder & Co gründeten Wilhelm Schröder und sein Schwiegersohn Ernst von Scheven die erste Seidenfabrik in Hüls. Sie entstand an der Bahnstrecke, in der Nähe der Maurenbrecher Villa. Es war ein Weltkonzern, der 80 mechanische Webstühle aus Amerika importierte. Das war 1888." Nun konnten Seidenfäden maschinell zu Krawattenstoffen verarbeitet werden. "160 Weber fanden wieder Arbeit."
Die Krefelder Maschinenbauer waren nicht faul und kupferten das Prinzip ab. Schulte: "In der Seidenfabrik an der Bruckerschen Straße hat Lethen & Zech noch bis zum Beginn dieses Jahrtausends produziert."
Jetzt werden die alten Hallen abgerissen und machen Platz für ein neues Wohngebiet. An ihre Stelle kommen Niedrigenergiehäuser. Es handelt sich um zweigeschossige Reihenhäuser mit insgesamt 30 Wohneinheiten für etwa 70 Personen und Gärten. "Die Bebauung umfasst fünf Wohnkomplexe", erklärt der Leiter des Fachbereichs Stadtplanung, Norbert Hudde. "Die neuen Häuser passen sich ihrer Umgebung an."