Winfried Spanaus gibt Sport-Nachhilfe in aller Welt
Winfried Spanaus ist Experte für Leichtathletik. Seine letzte Reise führte ihn in die Mongolei, wo er sein Trainingswissen weiter gab. Finanziert wird das Projekt über das Auswärtige Amt.
Inrath. Ein Holzbalken für den Weitsprung, Eisenkugeln für das Kugelstoßen, dazu Stoppuhren, Maßbänder, Medizinbälle. Mit einem ganzen Arsenal an Sportgeräten im Gepäck tourt der Krefelder Winfried Spanaus als Entwicklungshelfer in Sachen Leichtathletik durch die Welt.
Der 46-jährige Krefelder, promovierter Sportwissenschaftler und Inhaber der Trainer A-Lizenz wurde vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und vom Deutschen Leichtathletik Verband (DLV) zum Leichtathletik-Experten Deutschlands benannt. Über das Auswärtige Amt finanzieren sich seine Einsätze Dritte-Welt-Länder.
Seine letzte Mission führte den Lehrer der Krefelder Marienschule (Fächer: Latein, Englisch, Sport) in das 1500 Meter hoch gelegene Ulan Bator, die Hauptstadt der Mongolei. "In Peking bei Olympia waren die Mongolen durchaus erfolgreich, aber mehr in Judo, Schießen und Ringen. Denn für die Leichtathletik gibt es bei drei Millionen Einwohnern genau eine Asphaltbahn.
Technische Disziplinen sind nur einer Handvoll Athleten bekannt. Die meisten versuchen sich im Langstreckenlauf", berichtet Spanaus von seinem letzten Trip. Doch der ehemalige Marathonläufer, der ganz klassisch über die Bundesjugendspiele zur Leichtathletik fand, noch 1999 Westdeutscher Meister im Marathon in 2:32 Stunden wurde und eine Bestzeit von 2:20 Stunden aufweist, ist eben nicht nur in der Theorie ein Ass. Er ist auch ein Trainer, der einfach mitläuft.
Sein zweiwöchiger Mongolei-Aufenthalt mit 80 Athleten sah ein strammes Programm vor, dass morgens um 6 Uhr mit einem Langlauf durch die mongolische Steppe begann. Noch vor dem Frühstück folgte die Einführung in gezieltes Krafttraining. Bis Mittags wurde Trainingstheorie gebüffelt, danach standen praktische Einheiten im Stadion auf dem Plan.
"Die Athleten laufen auf der knallharten Asphaltbahn mit Spikes, obwohl die nichts bewirken, außer dass sie stumpf werden. Aber das wurde im Fernsehen so gezeigt, also ziehen alle Spikes an", macht Spanaus immer wieder erstaunliche Erfahrungen.
Für die schon bestehende Weitsprung-Grube baute der einst auch für den SC Bayer 05 Uerdingen startende Leichtathletik-Experte mit Handwerkern den mitgebrachten Absprungbalken höchstpersönlich ein. Die Nachfahren von Dschingis Khan entdecken die Leichtathletik im Detail eben erst dank Spanaus.
Neben der klassischen Entwicklungshilfe bleibt ein wenig Zeit für Kultur und Landeskunde. Vor seinem Mongolei-Einsatz war Spanaus im pakistanischen Karachi tätig, wo eine 200 Meter lange Rasenbahn für die Praxis zu Verfügung stand und 80 Athleten sowie 32 Trainer und Kampfrichter durch Spanaus mit spezieller Trainingslehre und dem internationalen Wettkampfwesen vertraut gemacht wurden.
Weitere Einsatzorte für den dreifachen Familienvater, der schon als Sportkoordinator an einer internationalen Schule in Johannesburg tätig war, könnten Uganda, Uruguay oder das Swasiland sein. "Alles weitgehend weiße Flecken auf der internationalen Leichtathletikkarte", sieht Spanaus noch viel Arbeit vor sich.