„Kinder können nichts dafür, dass sie nichts zu essen haben“ Wenn Uschi Glas Schülern in Krefeld ein Frühstück serviert

Krefeld · Die Gründerin der Initiative „brotZeit“ besucht die Mosaikschule in Krefeld. Auch die NRW-Politik mit Schulministerin Dorothee Feller und Ministerpräsident Hendrik Wüst ist gekommen. Dabei geht es um ein schwerwiegendes Problem.

Die Schauspielerin Uschi Glas serviert Schülern der Mosaikschule das Frühstück.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Hand in Hand kommen rund 50 kleine Mädchen und Jungen der Mosaikschule in die neue Mensa. Sie freuen sich auf das Frühstücksangebot mit Brot und klein geschnippeltem Obst und Gemüse, mit Käse, Wurst und Müsli. An der Kühltheke wartet prominenter Besuch auf die Kinder, der sie bedient. Schauspielerin Uschi Glas, Initiatorin des Projektes „brotZeit“ und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst reichen mit einem freundlichen „Guten Morgen“ die guten Sachen an die Kleinen und naschen auch selbst Apfel und Gurke.

So recht wissen die Grundschüler nicht, wie ihnen geschieht, bei dem großen medialen Interesse, mit Fotografen und Kameraleuten. Sie wünschen sich von Glas einfach Knäckebrot und Apfelschnitzel von Wüst, setzen sich ungezwungen an die Tische und lassen es sich schmecken. Die ehrenamtlich tätigen Senioren von „brotZeit“ – gut erkennbar an den roten Schürzen – sehen an diesem Morgen nur zu.

„Ich habe vor 17 Jahren im Bayerischen Rundfunk gehört, dass es in unserer reichen Stadt München zwischen 3000 und 5000 massiv hungernde Grundschüler gibt“, berichtet Uschi Glas. „Mir war sofort klar: Da müssen wir etwas machen, den Kindern zuverlässig ein Frühstück bieten. Die Kinder können nichts dafür, dass sie nichts zu essen haben, können sich nicht wehren.“

Uschi Glas weist auf einen
immer größeren Bedarf hin

Schulleiter Sebastian Braune (v.l.), Schulministerin Dorothee Feller, Uschi Glas und Ministerpräsident Hendrik Wüst bei der Essensausgabe.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Kein Kind solle hungrig in die Schule gehen, erklärt sie weiter. Schnell ging das Engagement der sympathischen Frau über München hinaus in die gesamte Republik, die sie nun bereist. „Der Bedarf wird größer“, weiß die Initiatorin. Sie sei dankbar, dass ihr Projekt von der NRW-Landesregierung seit Jahren großzügig unterstützt werde, um gemeinsam etwas für die Schülerinnen und Schüler zu bewegen.

Wüst, der in Begleitung von Schulministerin Dorothee Feller da ist, erklärt, dass das Land jährlich 1,5 Millionen Euro für das kostenlose und gesunde Frühstück zuschieße. „Wir unterstützen die tolle Aktion für einen guten Start in den Schultag. Dann können die Kinder auch besser lernen.“

Und weiter: „Wir müssen bei den Kleinen hinschauen, die keine Unterstützung bekommen. Dazu gehören auch die vielen Mädchen und Jungen aus der Ukraine. Schule muss heutzutage viele Aufgaben übernehmen.“

Es geht aber noch um mehr als nur einen gefüllten Bauch. „Es ist schön, dass die Kinder hier bei uns vor dem Unterricht zur Ruhe kommen“, berichtet Irena Jaklin, die zu den neun Leuten im „brotZeit“-Team an dieser Schule gehört. „Viele kommen auch nach ihrem Frühstück zu Hause hierher, um vor der ersten Schulstunde mit den Freunden zu sprechen, alleine aus Geselligkeit.“ Weitere Aspekte sieht Glas in der ehrenamtlichen Beschäftigung der Seniorinnen und Senioren, der „Omas“ und „Opas“, die das Essen täglich appetitlich herrichten. „Sie erziehen die Kinder automatisch im täglichen Umgang und haben auch selbst eine gute Aufgabe gefunden: Wir holen besonders die Frauen aus der Alters-Einsamkeit und geben ihnen etwas zu tun.“

Was auch wichtig ist: „Hier ist alles frisch, hier wird keine Tüte aufgerissen.“ Die anwesenden Mädchen aus der 2b haben Gemüsestreifen auf dem Teller und essen gerne Trauben, erzählen sie. Seit dem Projektstart im Herbst an dieser Grundschule würden sich nicht die erwarteten 40 Kinder täglich an den Tisch setzen, sondern 70. Genau 330 Kindern in 13 Klassen besuchen die Mosaikschule, berichtet Schulleiter Sebastian Braune.

„Es freut uns deshalb sehr, dass wir diese für uns kostenlose Unterstützung bekommen, an einer Schule mit einem hohen Sozialindex von acht, der bei maximal neun liegt. Wir haben viele tolle Projekte; dies ist eines davon. Die Kinder können ohne Anmeldung kommen, ohne Stigmatisierung hier in der neuen Mensa zugreifen.“ Sie seien dann viel interessierter und aufmerksamer.

Markus Schön, Schuldezernent der Stadt Krefeld, erklärt: „Es ist toll, dass wir dieses Projekt und das Engagement, das dahintersteckt, begleiten können und wir in Krefeld diese Aufmerksamkeit bekommen. Noch besser wäre es, wenn Bund, Länder und Kommunen ein kostenloses Frühstück und Mittagessen für die Schulkinder zur Verfügung stellen könnten.“