Westwall bleibt noch lange dicht
Neben der Dauersperrung vor dem Kaiser-Wilhelm-Museum schränkt auch die Baustelle schräg gegenüber den Verkehr ein.
Gefühlt ist es der größte Bagger außerhalb eines Braunkohletagebaus, der sich am Westwall ausgebreitet hat. Gemeinsam mit einem etwas kleineren gelben Bagger hat diese riesige orangefarbene Baumaschine in die rechte, östliche Häuserfront eine klaffende Lücke gerissen. Für Autofahrer, die von Süden kommen, heißt es: Sackgasse, keine Wendemöglichkeit. Neben der dauerhaften Sperrung vor dem Kaiser-Wilhelm-Museum (KWM) ist häufig also auch diese Seite dicht. Aktuell zwar kurzzeitig nicht, aber insgesamt wird die Baumaßnahme „noch vier weitere Monate“ dauern, wie das Krefelder Unternehmen E-Bau mitteilte — also mindestens bis Mitte November.
Die Meinungen der Anwohner zu diesen beiden Sperrungen sind höchst unterschiedlich. Aber die, die dagegen sind, geben ihre Meinung meist vehement kund. „Meiner Meinung nach müssten man die zuständigen Beamten entlassen und die Straße endlich wieder öffnen“, sagt Knut Voss zur seit Jahren andauernden Sperrung der Westseite des Joseph-Beuys-Platzes (ehemals Karlsplatz) direkt vor dem KWM: „Dieses entstandene Verkehrschaos ist mehr als lästig und hätte verhindert werden können.“ Und auf dem Platz selbst? Keine Baustelle, keine ersichtlichen Fortschritte. Nur eine ungepflegte Grünfläche vor dem Kaiser-Wilhelm-Museum.
Sabine Höntzsch, Krefelder Freunde
Auch die Krefelder Freunde, die „unpolitisch lokalpolitische Gruppe“, deren Mitinitiatoren direkt hinter dem KWM ihre Werbeagentur haben, ärgern sich über den Status quo. „Wir fordern natürlich die Öffnung des Westwalls. Und die betroffenen Bürger haben eine Stinklaune, denn seit 2012 passiert hier nichts“, sagt Sabine Höntzsch. Seit sechs Jahren schon ist die Straße geschlossen, und wird es wohl auch bleiben. Und bis der Platz wieder hübsch sein wird, werden ziemlich genau noch zwei weitere Jahre vergehen.
Laut Aussage der Stadtverwaltung laufen derzeit die Vorbereitungen für die Ausschreibung, die Bauarbeiten beziehungsweise die „vorbereitenden Maßnahmen sollen noch in diesem Jahr beginnen“. Da die Bauzeit aber auf mehr als ein Jahr veranschlagt ist, rechnet die Stadt mit einer Fertigstellung des Platzes im Sommer 2020.
Was die Anwohner neben dem nicht zum Verweilen einladenden Platz aber vor allem stört, ist die Verkehrssituation. Denn der Verkehr wird dadurch nicht weniger, sondern nur in andere Straßen umgeleitet. Sabine Höntzsch nennt vor allem die Blumenstraße, die Evertsstraße sowie die Lenssenstraße, in denen die Anwohner allesamt unter der Mehrbelastung ächtzen. „Wir sind alle total sauer“, sagt sie. „So wird die Verkehrslage nur noch verschlechtert“, sagt auch Hans-Joachim Olgemann. Martina Mattner ergänzt: „Mich persönlich stört die Sperrung. Ich wäre dafür, dass die Straße wieder geöffnet werden würde.“
Laut Höntzsch ergeben sich vor allem dadurch Probleme, dass Notarzt- und Polizeiwagen weiter über den Westwall fahren dürfen und sich so die Unfallgefahr für alle Verkehrsteilnehmer erhöhe. Aus einer Unfallstatistik, die die Krefelder Freunde aus dem Rathaus bekommen haben, geht aber hervor, dass „durch die Baumaßnahmen im unmittelbaren Nahbereich nicht zu signifikanten Steigerungen der Unfallzahlen“ gekommen ist. Auch der WZ teilte die Verwaltung mit, dass „verkehrliche Probleme aus der Sperrung der Fahrbahn vor dem Haupteingang des Kaiser-Wilhelm-Museums nicht festgestellt worden sind“.
Daher soll die jetzige Verkehrsregelung nicht geändert werden, „da damit auch weitere Umstellungsprozesse der Verkehrsteilnehmer hervorgerufen werden“. Allerdings heißt es in der Statistik weiter, dass es „im weiteren Umfeld zu einer Steigerung der Unfallzahlen durch die Verdrängung des Verkehrs auf die umliegenden Straßen kommt“.
In der Hubertusstraße hat es in den vergangenen vier Jahren 34, 35, 60 und 58 Unfälle gegeben, auch in diesem Jahr sind es schon 20. Auf dem Westwall waren es von 2014 bis 2016 etwa 60 Unfälle jährlich, im Vorjahr waren es 81. Für die Marktstraße sehen die Zahlen ähnlich aus. Zahlen, die die Empfindungen von Sabine Höntzsch und den übrigen Anwohnern bestätigen. Es herrscht also weiter Unmut rund um den Westwall — und das vermutlich noch länger.