Aufenthaltsqualität Mehr Flair, Atmosphäre und Sauberkeit für die Innenstadt
Krefeld · Passantenbefragungen und das Gutachten von Junker und Kruse zeigen deutlich, wie die Stadtmitte zum Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Ausgehen attraktiver werden könnte. Das soll mit verschiedenen Programmen gelingen.
Die klassische Einkaufsstraße ist ein Auslaufmodell. „Menschen wollen die Stadt als Wohnraum erleben, sie wünschen sich mehr Flair und Atmosphäre“, sagt Christiane Gabbert. Die Innenstadt-Koordinatorin bezieht sich dabei einerseits auf das in 2018 überarbeitete Gutachten von Junker und Kruse. Andererseits zeigten das die Bürgerbefragungen, die alle drei Jahre durchgeführt werden, zuletzt 2018. Längst gehen die Menschen nicht mehr nur in die City, um dort einzukaufen. Urbanes Leben und Wohnen, Arbeiten und Freizeit sind Funktionen, die für Krefelds Mitte immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Neben mehr Flair und Ambiente wünschen sich Bürger und befragte Passanten jedoch auch mehr Sauberkeit und Sicherheit. „Mit den Programmen ‚Handeln und Helfen’ sowie dem Aktionspaket ,Stadt.Fein’ ist schon vieles getan“, sagt Claire Neidhardt, stellvertretende Leiterin des Stadtmarketings. Alle Programme sind eingebettet in den „Krefelder Perspektivwechsel“ (siehe www.krefelder-perspektivwechsel.de), der gemeinsam von der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft, dem Einzelhandelsverband, den Interessenstandort-Gemeinschaften und dem Stadtmarketing erarbeitet wurde und umgesetzt wird. „Ziel ist es, die Innenstadt in den Fokus zu rücken und sie lebendiger zu machen“, sagt Claire Neidhardt.
Mit „Zukunftsquartal“
Leben in die City holen
Mit dem „Krefelder Zukunftsquartal“ wollen Stadt und Wirtschaftsorganisationen leerstehende Geschäfte in der Innenstadt zeitweilig oder dauerhaft wieder beleben. Das Projekt startet im Frühjahr und konzentriert sich zunächst auf den Bereich um das Behnisch-Haus. „Zum Auftakt des in drei Phasen gegliederten Projektes sind an mehreren Wochenenden Leerstandspartys geplant“, erklärt Neidhardt. Damit wolle man jüngere Leute in die Innenstadt ziehen und das Thema Freizeitgestaltung innerhalb der vier Wälle aufgreifen.
„Flair und Atmosphäre spielen eine immer größer werdende Rolle in der Innenstadt“, fügt Christiane Gabbert hinzu. Deshalb leuchten ab der Dämmerung Ringe in den Bäumen der Rheinstraße, und die Turmspitze von St. Dionysius ist jetzt auch angestrahlt. In diesem Jahr sollen ausgewählte Häuserfassaden im Hauptfußgängerbereich folgen. „Wir haben uns Häuser von der Hansa- bis zur St.-Anton-Straße angeschaut, entweder ganz schlichte Fassaden wie das ehemalige Teppichhaus Esser oder Stuck-Fassaden wie die Brauerei Winges. Mit Lichterketten wollen wir künftig zum Abend hin durch Licht Wohlfühlcharakter vermitteln“, erklärt die Innenstadt-Koordinatorin.
Finanziert werden könne das aus dem „Stadtumbau West“-Programm und mit Hilfe der Standortgemeinschaften, neben einem Eigenanteil. „Dazu brauchen wir die Gebäudeinhaber“, sagt Claire Neidhardt und spricht damit das „Klinkenputzen“ an. Es gehe darum, Gebäudebesitzer von dem langfristigen Nutzen für ihre Immobilie, den Straßenzug und die Innenstadt zu überzeugen. Da ganze Straßenzüge in 1a- und 1b-Lagen mittlerweile im Besitz von Immobilienfirmen und Anlage-Fonds sind, ist das Werben für eine Verbesserung der Krefelder Innenstadt zunehmend ein schwieriges Geschäft.
Mit klarer Gestaltung Wohlfühlcharakter schaffen
Deutlich sichtbar in der Stadtmitte ist inzwischen die Gassengestaltung nach Professor Nicolas Beucker, dem Leiter von Sound, Kompetenzzentrum Social Urban Design und Forschung an der Hochschule Niederrhein. Das gegründete Institut will Bedürfnissen Gestalt geben und soziokulturelle Veränderungen anstoßen. Nach Beuckers Konzept ist der Zugang zum Stadtmarkt an Udu (“Unter der Uhr“ Ostwall, Nähe Rheinstraße) zunächst von alter Werbung befreit und dann weiß gestrichen und mit dem schlichten, gut leserlichen Schriftzug „Krefelder Stadtmarkt“ gekennzeichnet worden. Mit Studierenden hat er Vorschläge für eine klare Formensprache mit Bänken, Pflanzkübeln, gestalterischen Elementen und Wegeführung erarbeitet. Die Wände des Zugangs zum Stadtmarkt an Peters- und Lohstraße sind im Herbst von dem Krefelder Künstlerkollektiv „betont.es“ in bunten Farben grafisch bemalt und seither nicht mehr von Unbekannten beschmiert worden. „Wir müssen dafür sorgen, dass solche Orte – einmal angelegt – auch gepflegt werden“, sagt Christiane Gabbert.