vor allem für Senioren wichtig Wie Polizei-Warnungen aus Krefeld jetzt über App zu bekommen sind
Behörde schließt sich der bestehenden App „Gut versorgt in Krefeld“ an – und warnt und informiert jetzt digitaler denn je
Die App „Gut versorgt in Krefeld - Die Senioren- und Gesundheits-App“ gibt es von einem kommerziellen Anbieter aus Herford bereits seit 2022. Jetzt ist die Polizei Krefeld offenbar nach einer Empfehlung aus dem nordrhein-westfälischen Innenministerium in das digitale Projekt eingestiegen – und bietet ab sofort über eine anklickbare „Kachel“ in dieser App eigene Inhalte an. Das Interesse der Krefelder Sicherheitshüter ist klar: Angesichts so vieler krimineller Machenschaften von Banden, die etwa über Callcenter Kontakt zu älteren Menschen suchen und über verschiedene Tricktechniken an das Geld der Senioren kommen wollen, kann es gar nicht genug Kanäle für Warnung und Hilfe für Betroffene geben. Auch Verkehrsprävention werde eine Rolle spielen, hieß es.
Die App ist barrierearm
und sprachgesteuert
Wohlgemerkt: Alles, was die Polizei in dieser App aktiv platziert, ist auch auf deren Internetseite zu finden. Aber: Zusammen mit den vielen anderen nützlichen Informationen, die ein Redaktionsteam des App-Produzenten für Krefeld erstellt hat, kann das App-Angebot auf dem eigenen Smartphone ein schneller Griff zu helfender Information sein. Und obendrein arbeitet der Anbieter auch altersgerecht, barrierearm und sprachgesteuert. Immerhin wird hier ein Publikum angesprochen, das auch über 90 Jahre alt sein kann.
Über die Zahl der Nutzer der App, die inzwischen für rund 120 deutsche Städten angeboten wird, darunter Großstädte wie Düsseldorf und Köln, ist gleichwohl nichts bekannt. „Dazu sagen wir aus datenschutzrechtlichen Gründen nichts, weil wir ja auch keine Daten der User einfordern“, sagte am Donnerstag in den Räumen der Krefelder Polizei Projektleiter Cihan Bagci. Finanziert werde über die vielen in der App aufgeführten Firmen und Dienstleistungsanbieter etwa aus dem Gesundheits- und Pflegebereich, die sich entweder kostenlos mit einem Basiseintrag aufnehmen lassen, oder aber ihr Angebot gegen einen Preis attraktivieren können.
Die Polizei aus Krefeld bringt nun Inhalte ein, die ihr selbst wichtig sind. „Nicht alles, sondern wohl dosiert“, sagt Rüdiger Korb, Leiter Direktion Kriminalität. Nach dem Motto: Aufgabe ist es zu helfen, nicht Panik zu verbreiten. Es geht um neue oder wiederkehrende kriminelle Betrugsmaschen, akute Gefahrenlagen in der Stadt, aber auch um geführte Radtouren oder Pedelecs-Trainings, die die Polizei über das Verkehrsdezernat immer wieder durchführt. Im Großen: Es geht vor allem um Kriminalprävention und Opferschutz.
Das lohnt sich offenbar: Jörg Grothus, in Krefeld für Kriminalprävention und Opferschutz verantwortlich, führt an, dass es in 2022 in Krefeld insgesamt zwölf Schockanrufe mit einem Gesamtschaden von 270 000 Euro gegeben habe. Anrufe, bei denen falsche Polizeibeamte am Telefon Druck machen, weil angeblich ein Sohn oder ein Enkel der Senioren einen schweren Verkehrsunfall verursacht habe und jetzt entweder eine schnelle Geldüberweisung notwendig sei, um die rettende Operation zu bezahlen oder aber eine Kaution zu hinterlegen. „Die Dunkelziffer für diese Betrugsmasche ist noch sehr viel größer, weil sich viele Opfer dafür schämen und das nicht zur Anzeige bringen“, sagt Grothus. Und oft brechen ältere Menschen diese Betrugsverusche glücklicherweise auch ab, weil sie die Masche erkannt haben.
Wenn es um andere App-Inhalte geht, verweist Verena Fischer, die Leiterin der Direktion Verkehrsunfallprävention bei der Krefelder Polizei ist, auf aktuelle Unwetterlagen oder Blitzeiswarnungen. Aber auch das Thema Fahrtüchtigkeit im Alter ist ihr ein Anliegen, weil es in Krefeld des Öfteren Unfälle gegeben habe, die mit fehlender Fahrtüchtigkeit zu tun gehabt hätten. Oft sei die Eigenwahrnehmung älterer Menschen in dieser Angelegenheit getrübt. „Deshalb machen wir über die App auch Angebote für die Verwandten“, sagt Fischer.
Auch ein Video zum Thema „Toter Winkel“ kann über die App angesteuert werden – wie auch bei anderen Präventionsthemen: Wie zum Beispiel sichere ich mein Haus? Und: Auch kann die Polizei bei besonders schwerwiegenden Gefahrenlagen oder neuen Betrugstricks aktiv pushen: Der User wird also durch ein Signal seines Smartphones auf die dringende Information hingewiesen.
Laut App-Produzent hat das Innenministerium in NRW die App geprüft und für gut befunden, das Landeskriminalamt hat die Info an die Polizeipräsidien weitergegeben, die Behörden vollziehen das jetzt. 30 von ihnen seien jetzt in Nordrhein-Westfalen bereits vertreten. Die App ist kostenlos bei allen herkömmlichen App-Anbietern herunterzuladen, eigene Daten seien nicht einzupflegen. Es würden – so versichert der Anbieter - auch keine Daten gespeichert. Laut Peter Beckmann, Berater der Firma „Gut Versorgt in“ können die User diese App auch durch eigenes Zutun verbessern.