Wie sinnvoll ist das Sammeln von Altkleidern wirklich?
Bis Freitag dauert die „Woche der Nachhaltigkeit“. Auf dem Prüfstand: der orangefarbene Sack.
Krefeld. Noch bis Freitag läuft die deutsche Woche zur Nachhaltigkeit. Auch die Krefelder Verbraucherzentrale beteiligt sich mit dem Thema „Trendcheck Altkleider“. „Nachhaltigkeit bedeutet einfach, dass die heutige Generation nicht auf Kosten der nächsten leben soll“, definiert Bernhard Pilch den oft überstrapazierten, aber selten erklärten Begriff. In seinem Büro zeigt der Umweltberater der Verbraucherzentrale, an einem einfachen Beispiel, was man nicht unter Nachhaltigkeit versteht.
Auf dem Schreibtisch liegt ein Wäschehaufen. „Das sind genau 14 Kilogramm, die Durchschnittsmenge, die ein Deutscher im Jahr kauft“, sagt Pilch. Und für die er durchschnittlich 836 Euro ausgibt. Da Kleiderschränke aber nur ein begrenztes Volumen haben, muss ein großer Anteil der alten Sachen wieder weichen. Hier kommt die Altkleidersammlung ins Spiel.
Nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz sind die alten Kleider kein Abfall, sondern ein Wertstoff. Und das Geschäft damit will sich die Stadt Krefeld nicht entgehen lassen. Seit 1. Juli 2013 werden die alten Klamotten ausschließlich über den orangefarbenen Sack der GSAK abgeholt, private Sammlungen sind verboten.
Ausnahmen: Caritas und Deutsches Rotes Kreuz. Die werben ihrerseits damit, Menschen in Not mit der Sammlung zu unterstützen. Das tun diese zwar auch, aber für die Gesamtsumme aller Kleidersammlungen gilt dennoch: „Nur 15 Prozent kommen den Bedürftigen zu Gute“, sagt Pilch. Der Rest, der es nicht in die Kleiderkammern schafft, wird verkauft. „55 Prozent gehen in die Produktion von Lappen und Dämmstoffen, 40 Prozent werden als Second-Hand-Ware verkauft — in Drittwelt-Länder und nach Osteuropa“, sagt Pilch. Der unbrauchbare Rest wird verbrannt.
Auf den ersten Blick ist es ein Teilerfolg im Sinne der Nachhaltigkeit, wenn die Kleidung so lange wie möglich im Nutzungskreislauf gehalten wird. Aber eine gleichermaßen ökologische wie soziale Win-win-Situation ist es eben doch nicht. „Man kann natürlich sagen, ist doch schön, wenn 70 Prozent der Weltbevölkerung unsere Kleider tragen“, sagt Pilch. „Aber auf der anderen Seite würde sie vielleicht selbst eine Kleiderindustrie entwickeln, wenn die jeweiligen Preise nicht unter denen der inländischen Produktion bleiben würden.“
Auch die Stadt Krefeld verkauft die gesammelten Wertstoffe weiter. Durchaus zum Nutzen der Bürger, wie Pilch zu Bedenken gibt. „Durch die Einnahmen können die Müllgebühren gesenkt oder zumindest stabilisiert werden.“ Trotzdem wünscht sich Pilch eine Alternative zur Sammlung: „Es wäre klasse, wenn sich in Krefeld eine Kleidertauschbörse etablieren könnte“, sagt Pilch. Bei 14 Kilo pro Haushalt wäre die Auswahl ja durchaus gegeben.