Podio: Trauer und Tränen mit der Zeit abgearbeitet
Das Theater ist leergeräumt, die Requisiten eingelagert. Betreiber hoffen auf Neuanfang.
Krefeld. Das Knarren des Bodens hallt nun durch die leeren Räume. Müllsäcke stehen in der Ecke. An die Wand ist eine alte Tafel gelehnt: „Käselauchsuppe 3,50 Euro“. Noch erinnern die leuchtenden Farben an der Wand an das Leben, das in diesen Räumlichkeiten einst herrschte. „Man kann sich gar nicht mehr vorstellen, dass das mal ein Theater war“, sagt Betti Ixkes mit schwerer Stimme.
Zusammen mit Rüdiger Höfken führte sie das Podio in Königshof. Nach nur 18 Monaten Spielzeit ist alles vorbei: Der Vermieter, die benachbarte Brauerei Königshof, braucht das Gelände selbst. Das Unternehmen will seine Kapazitäten erweitern — das Theater muss weichen. Aus dem Wohnzimmer wird eine Abfüllanlage.
In den letzten Wochen wurde ausgezogen: „Zwei Lkw und ein Transporter haben das gesamte Material, von Requisiten über Bestuhlung, weggebracht“, sagt Höfken.
Wehmütig Blicken die Betreiber zurück: „Wir hatten hier eine schöne Zeit, mit tollen Zuschauern und Künstlern. Wir waren fast immer ausverkauft und sehr erfolgreich“, resümiert Ixkes.
Die Räume waren perfekt für ihr Projekt Wohnzimmertheater. Genug Platz für Theater und Gastronomie. Keine direkte Nachbarschaft, viele Parkmöglichkeiten. Doch der Traum hat nun sein bitteres Ende gefunden: „Wir können froh sein, dass wir uns ein finanzielles Polster schaffen konnten, mit dem wir die Kosten des Auszugs decken können“, erklärt Höfken.
Er erzählt, dass die Brauerei dem Theater beim Auszug wirtschaftliche Unterstützen versprach, doch davon haben die Betreiber nichts gesehen. „Es herrschte keine Kommunikation, wir hätten uns Hilfe sehr gewünscht, um zusammen eine Lösung zu finden. Doch man hat uns im Regen stehen lassen“.
Bis Ende 2015 haben Ixkes und Höfken einen Lagerraum gemietet und sich das Ziel gesetzt, bis dahin etwas Neues zu finden: „Wir haben die Hoffnung nicht aufgegeben und wollen noch mal neu anfangen“, sagt Ixkes zuversichtlich. Die beiden haben einige Räumlichkeiten besichtigt und überlegen, was finanziell und logistisch machbar ist.
In dieser Zeit wird dasWohnzimmertheater Podio der Szene trotzdem noch erhalten bleiben: Ab Herbst wird man einmal im Monat im Stadttheater und bei befreundeten Veranstaltern spielen. Ixkes und Höfken blicken positiv in die Zukunft, auch wenn der Abschied schwer fällt: „Als ich den ersten Tisch auseinandergenommen habe, hätte ich wirklich weinen können, doch das hat sich mit der Zeit abgearbeitet“, sagt Ixkes. „Es wird aber sicher komisch sein, den Schlüssel abzugeben und endgültig mit dieser tollen Zeit abzuschließen“, fügt Höfken hinzu.