Abschlussprüfung: Zum Verspeisen fast zu schade . . .

Im Berufskolleg Glockenspitz präsentierten künftige Bäcker ihr handwerkliches Können in Form einer „Abschlusstorte“.

Krefeld. Nein, dies ist nicht bloß "Backe, backe Kuchen", dies ist wahre Bäckerkunst. Drei Auszubildende im Bäckerhandwerk stehen in der Backstube des Berufskollegs Glockenspitz um den großen Arbeitstisch herum und sind auf die Fertigstellung ihres ganz persönlichen Kunstwerkes konzentriert: Eine Abschlusstorte, die das gelernte Handwerk aus drei Jahren Ausbildung widerspiegeln soll.

"Heute findet der letzte Teil der praktischen Prüfung statt", sagt der Lehrlingswart der Bäckerinnung Krefeld, Holger Weißert, und ergänzt: "Die Aufgabe ist es, eine dekorative Obsttorte mit Marzipanrand zu erstellen."

Auch wenn ein Verzehr im Arbeitsstadium des Belegens ohnehin noch nicht möglich ist, wäre das schlichte Verspeisen doch viel zu schade. Früchte wie Kiwis, Ananas, Aprikosen oder Brombeeren sind so kunstvoll auf den Böden platziert, dass die Torten voll wirken, aber keinesfalls überladen. "Hier ist Kreativität gefragt", erklärt Joachim Neuhaus, Studienrektor des Berufskollegs. "Darüber hinaus muss die Torte vom Boden an richtig zusammengesetzt werden, man muss sie gut anschneiden können, und auch der Marzipanrand muss anständig mit dem Dressierbeutel gespritzt sein."

"Ich habe für das Belegen jetzt 50 Minuten gebraucht, das ist eine gute Zeit", sagt Prüfling David Peeters, während er letzte trockene Stellen mit Glasur beträufelt. "Allerdings habe ich den Kuchen Zuhause auch schon einige Male gebacken - weil der so gut schmeckt."

Um Viertel vor eins müssen die zu Prüfenden die Backstube verlassen und auf dem Flur warten. "Jetzt beraten wir und geben unsere Punkte ab", erklärt Weißert. Ein Blick auf die Bewertungsbögen zeigt Kategorien wie "Arbeitsweise und Hygiene", "Planung" und "Aufbereitung". Auch der Punkt "Präsentieren und Beurteilen" ist auf den Blättern zu finden. "Wir wollen ja auch sicher sein, dass die zukünftigen Gesellen die unterschiedlichen Produkte auch verkaufen und die Kunden beraten können."

Die Spannung steigt, als die zwei Männer und die Frau von dem Flur wieder in die Backstube gerufen werden. Das Ergebnis: die zu Prüfenden dürfen sich ab sofort Gesellen bzw. Gesellin nennen. "Ich fange schon morgen in einem neuen Bäckerbetrieb an", freut sich David Peeters. Mitprüfling Giovanni Esposito erzählt: "Ich suche leider noch eine neue Stelle, aber hoffe, bald etwas zu finden."

Ob es Marion Scheible als Frau in einer ursprünglichen Männerdomäne schwer habe? "Nein, mein Chef arbeitet sogar lieber mit Mädchen als mit Jungen", sagt die frisch gebackene Gesellin.