Ausgenutzt im Praktikum

Die Teilnehmerin eines Arge-Projekts klagt über leere Versprechungen von Arbeitgebern.

Krefeld. Fatma Kal (18, Name von der Redaktion geändert) hatte einen Traum. Obwohl sie die Hauptschule mit Fachoberschulreife verließ, fand sie einfach keine Ausbildungsstelle. Alle Hoffnungen setzte sie deshalb in den "Marktplatz". Vermittelt von der Arge, der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitslosengeld-II-Empfänger, kam sie im November in das Programm, bei dem eine Bildungsgesellschaft nicht nur so genannte Qualifizierungsbausteine anbietet. Zu der maximal ein Jahr laufenden Maßnahme gehören auch Praktika. Und dabei überkam die junge Frau - und auch gut 20 weitere Teilnehmer, wie sie versichert - der Frust. Denn: "Wir werden als billige Arbeitskräfte ausgenutzt", sagt die 18-Jährige.

Ihr und vielen anderen seien von den verschiedenen Arbeitgebern im Einzelhandel, zu denen sie als Praktikanten vermittelt worden waren, immer wieder Ausbildungsstellen in Aussicht gestellt worden. "Anfangs wurden wir immer wieder vertröstet. Und jetzt hat man mir, nachdem mir lange Zeit Hoffnungen gemacht wurden, gesagt, dass ich doch keine Lehrstelle bekomme. Wegen Umstruktierungen im Management", sagt Fatma.

Als Praktikantin weiterarbeiten soll sie trotzdem - für 150 Euro im Monat, Urlaub oder Krankheit werden tageweise abgezogen. Für eine nahezu vollwertige Tätigkeit - 40-Stunden-Woche, ein Tag davon ist Unterricht im Berufskolleg -, die sie in einem Supermarkt verrichtet, sei das nicht viel Geld. Dabei mache ihr die Arbeit Spaß. "Nur die Arbeit an der Fleischtheke fand ich nicht so toll. Ich hab’s aber trotzdem gemacht."

Angela Pipplies, Teamleiterin bei der Arge, hat Verständnis für die 18-Jährige, sagt aber auch: "Sie sollte die Hoffnung nicht aufgeben, wir können durchaus etwas für sie finden." Tatsächlich gebe es Betriebe, die eine Ausbildungsstelle garantieren, bevor sie den Praktikumsplatz anbieten. "Einige halten sich daran leider nicht. Und von denen trennen wir uns dann auch."

Die Maßnahme, an der Fatma Kal seit dem 17. November teilnimmt, werde in dieser Form zum ersten Mal mit der Bildungsgesellschaft durchgeführt. Die "Erfolgsquote", also erfolgreiche Vermittlungen in ein Beschäftigungsverhältnis, sei vertraglich auf 25 Prozent nach einem Jahr festgelegt. "Die ist jetzt schon erfüllt", betont sie.

Das Angebot könne auch das Nachholen des Hauptschulabschlusses umfassen und orientiere sich an den Neigungen der Teilnehmer. Sie sollten, und das sei eines der Ziele, ihre Stärken und Schwächen selbst erkennen. Dass die Praktikanten "nur" 150 Euro erhalten, bestätigt die Teamleiterin. "Man muss aber auch sehen, dass das zum Arbeitslosengeld II bezahlt wird. Jungen Menschen, die noch bei ihren Eltern leben, ist das vermutlich nicht so bewusst, weil das in die Bedarfsgemeinschaft einfließt. Auf die gesamte Summe gesehen kommt man aber durchaus auf die Höhe von Bezügen im ersten Lehrjahr."

In den Qualifizierungsbausteinen könnten die Teilnehmer nach einer Orientierungsphase ihren Neigungen entsprechend gefördert werden, erläutert Angela Pipplies. Dies umfasse Theorie, aber auch Praxis etwa in den Werkstätten der Bildungsgesellschaft. Die Qualität der Angebote will Fatma Kal auch gar nicht in Frage stellen. "Viele Betriebe nutzen ihre Praktikanten aus", ist sie überzeugt.