Ausbildung: Ein deutliches Plus bei den Lehrverträgen
Nachgehakt: Die WZ fragt Firmenchefs und Auszubildende: Wohin entwickelt sich der Krefelder Ausbildungsmarkt?
Krefeld. Anfang September begaben sich Peter Ewert, Leiter der Agentur für Arbeit, und Oberbürgermeister Gregor Kathstede zusammen mit 40 Agenturmitarbeitern auf Werbetour bei rund 500 Betrieben, damit diese weitere Ausbildungsplätze bereitstellen. Dieser Tag war von Erfolg gekrönt, denn die besuchten Unternehmen stellten spontan 25 Plätze noch für dieses Jahr und weitere 85 für 2008 bereit. Ewerts Zuversicht, dass von den 450 Suchenden noch 150 bis zum Jahresende fündig werden, scheint sich zu bestätigen: "Die Rückmeldungen sind nach dem ersten Monat positiv. Ich bin zuversichtlich, dass wir unser Ziel erreichen."
Der Aufschwung der Wirtschaft schlägt offensichtlich auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt durch. IHK und Kreishandwerkerschaft meldeten zuletzt ein deutliches Plus bei den abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. Da will sich auch Kathstede nicht verweigern: "Die Stadt hat 22 neue Ausbildungsplätze eingerichtet und wie jedes Jahr fünf zusätzliche."
Die Firma Wirtz Werkzeugbau an der Breuershofstraße, ein erfolgreiches mittelständisches Unternehmen mit knapp 60 Mitarbeitern, bildet seit fast 30 Jahren kontinuierlich aus: "Zwischen zwei und vier Azubis haben wir jedes Jahr", sagt Seniorchef Theo Wirtz. Doch die Anforderungen an die Nachwuchskräfte steigen: "Ohne Eignungstest in Mathematik, Physik, im räumlichen Vorstellungsvermögen und in handwerklichem Geschick geht es nicht", verweist Juniorchef Thomas Wirtz auf die stetig wachsenden Qualitätsansprüche der Automobilindustrie und ihrer Zulieferer, was sich bei der Fertigung der Großwerkzeuge und der computergesteuerten Anlagen niederschlägt.
Es sind nicht nur die Großunternehmen, sondern vor allem die vielen kleineren mittelständischen Firmen wie Wirtz Werkzeugbau oder Gemo Biegsame Wellen, die auch in konjunkturell schlechteren Zeiten für große Kontinuität am Ausbildungsmarkt sorgen und Jahr für Jahr Plätze zur Verfügung stellen. "Wir bilden nach einer mehrjährigen Pause zwar erst seit diesem Jahr wieder aus, wollen das in Zukunft aber verstärkt tun", setzt Gemo-Chef Detlev G. Moritz mit seinen 80 Beschäftigten an der Saalestraße darauf, dass die eigenen langjährigen Mitarbeiter den Nachwuchskräften als Vorbild technisch wie menschlich die Richtung vorgeben, und auch auf Tugenden wie Zuverlässigkeit und Kollegialität achten. Moritz geht sogar neue Wege und will auch Jugendlichen aus sozial schwierigen Verhältnissen eine Ausbildungschance geben, wie er kürzlich bei der Kooperation mit der Förderschule Erich Kästner sagte. Gemo stellt in Krefeld Wellen für Schiebedächer und Sitzverstellungen her; Hauptabnehmer sind Systemzulieferer der Automobilindustrie.
Fatih Panta: "Zuerst musste ich einen Eignungstest bestehen." Fatih Panta, gebürtiger Türke mit deutscher Staatsangehörigkeit aus Krefeld, hat seit Februar seine Ausbildung bei Wirtz Werkzeugbau nach 3,5 Jahren zum Feinwerkmechaniker beendet. Er wurde übernommen und montiert jetzt Spannsysteme für Zylinder auf einer Arbeitsplatte aus Aluminium: "Hier werden Werkzeuganlagen für Automobilzulieferer gefertigt, in die Alu-Leisten eingespannt und bearbeitet werden", erklärt er seine Arbeit, die ihm Spaß macht. Vermittelt wurde der 21-Jährige durch die Agentur für Arbeit.
Tobias Mandrek: "35 Bewerbungen waren erfolglos, dann klappte es - Gott sei dank - bei Gemo." Tobias Mandrek, ein 19-jähriger "Schlaks" aus Krefeld, hat beim Arbeitgeber seines Vaters - einem Maschinenbaubetrieb - gelegentlich in den Schulferien gejobbt und dabei festgestellt, dass ihm die handwerkliche Arbeit Spaß macht. Kurzentschlossen begann er nach der Fachoberschulreife, sich um eine Ausbildungsstelle als Werkzeugmechaniker zu bewerben. Doch nach rund 15 Bewerbungen bei Betrieben in der Region und nach weiteren 20 von der Agentur für Arbeit vermittelten erfolglosen Vorstellungsgesprächen wurde es ihm langsam "mulmig". "Gott sei dank kam dann über das Arbeitsamt das Angebot von Gemo", spricht aus ihm pure Erleichterung.
"Bei uns musste er sich im Auswahlverfahren gegen andere Bewerber durchsetzen", verweist Firmenchef Moritz auf den betriebseigenen Test und erkundigt sich schon einmal nach Mandreks Sprachkenntnissen in Spanisch. Dort könnte das Unternehmen bald eingearbeitete Mitarbeiter brauchen. Kenntnisse habe er nur in Englisch und Französisch, aber er wäre auch bereit, Spanisch zu lernen, zeigt er sich aufgeschlossen. "Englisch ist auch nicht schlecht", merkt sein Chef im Hinblick auf das exportorientierte Unternehmen an. An Möglichkeiten, die weite Welt kennen zu lernen, wird es dem Auszubildenden nicht mangeln.