Mobilität Bahn-Investition macht Hafen Sorgen

Krefeld · Durch den Plan der Deutschen Bahn, 22 000 neue Mitarbeiter einzustellen, befürchten Krefelder Firmen große Konkurrenz um Fachkräfte wie Lokführer.

Laufen der Hafengesellschaft und einigen Unternehmen in Krefeld, die ebenfalls auf Schienverkehr angewiesen sind, die Lokführer davon?

Foto: ja/Jochmann, Dirk (dj)

Mit Erstaunen und auch Sorge blickt die Geschäftsführung des Rheinhafens auf die Ankündigungen der Deutschen Bahn für einen großangelegten Investitionsplan. Neben 1,35 Milliarden Euro, die das Verkehrsunternehmen in Bahnhöfe und ein „besseres Netz“ stecken will, hat sie auch eine Offensive in Sachen Personalplanung angekündigt. 22 000 neue Mitarbeiter sollen bundesweit eingestellt werden – auch um die Pünktlichkeit zu verbessern.

Rheinhafen sieht sich im Vorteil gegenüber der Konkurrenz

Für den Rheinhafen, der durch seine eigene Eisenbahnanlage den Umschlag von Waren von Schiene auf Straße oder Wasser beziehungsweise andersherum betreibt, ist das aus zwei Gründen eine bemerkenswerte Ankündigung. „Wir wundern uns schon, wo diese Mitarbeiter alle herkommen sollen“, sagen die Hafen-Geschäftsführer Sascha Odermatt und Elisabeth Lehnen. „Für uns und andere bedeutet das, es wird einen Kampf um Mitarbeiter geben.“

Ein solcher Bedarf, wie er jetzt auch im Fall von Lokführern entstünde, könne man nicht „spontan durch Ausbildung lösen“, sagt Odermatt. Allerdings habe der Krefelder Hafen in Sachen Lokführer einen Beschäftigungsvorteil gegenüber einem Arbeitgeber wie der Deutschen Bahn. „Der Vorteil für unsere Leute ist, sie sind abends zuhause und nicht in irgendeiner anderen Stadt im Hotel.“

Wie im Fall der Hafengesellschaft gibt es auch weitere Unternehmen in Krefeld, die in Sachen Schiene unterwegs sind und Fachkräfte benötigen. Beispiel: Siemens an der Duisburger Straße in Uerdingen. Der Fertigungs- und Entwicklungsstandort stellt Schienenfahrzeuge für den Nah- und Fernverkehr in Deutschland, Europa und der ganzen Welt her. Hierzu zählen beispielsweise der ICE 4, der Velaro oder der Rhein-Ruhr-Express. Auch hier werden Rangierlokführer und Rangierer benötigt. Über die Anzahl der Mitarbeiter will das Unternehmen keine Angaben machen. Aber es gibt ein Team, das nach Angaben einer Firmensprecherin zur Hälfte aus Rangierlokführern und zur Hälfte aus ausgebildeten Rangierern besteht. Alle Mitarbeiter haben neben dieser Zusatzqualifikation eine handwerkliche Berufsausbildung wie zum Beispiel Schlosser, Industriemechaniker oder Kfz-Mechaniker. Neben den Rangierarbeiten bilden sie aus den gefertigten Einzelwagen Zugverbände. Auch um die Transporte zum Beispiel zur Teststrecke in Wildenrath oder zu den Kunden, auch in diesen Fällen geschieht das überwiegend über die Schiene, übernimmt die Siemens Mobility selbst.

Die Zusatzqualifikationen, die die Mitarbeiter benötigen, werden in Krefeld vor Ort vermittelt – rund sechs bis acht Monate dauert das, bevor die Prüfung ansteht. Noch ist man bei Siemens Mobility entspannt in Sachen Fachkräftemangel. Bisher habe man ihn nicht zu spüren bekommen, heißt es aus der Unternehmenszentrale.

In Deutschland werden
3000 Fachkräfte gesucht

Für die Meder Lokfahrschule in Krefeld sind die Personalpläne bei der Deutschen Bahn gute Nachrichten. „Insgesamt werden in Deutschland 3000 Lokführer gesucht“, sagt Inhaber, Martin J. Meder, der seit 2006 als Ausbilder und Prüfer tätig ist. In der Eisenbahn-Fachschule mit Sitz am Krützpoort 25 werden Arbeitssuchende und Langzeitarbeitslose qualifiziert. Mit einem Bildungsgutschein von der Agentur für Arbeit oder vom Jobcenter können Männer und Frauen ohne Job, die zwischen 20 und 55 Jahre alt sind, an den entsprechenden Lehrgängen teilnehmen. Ein neuer Kurs startet bei der Fachschule am 1. April.

Meder arbeitet „unternehmensneutral“, bildet also nicht speziell für ein Unternehmen aus. Die erfolgreichen Absolventen können im Personen- oder Güterverkehr sowohl auf den Gleisen der Deutschen Bahn als auch bei privaten Eisenbahnen mit Diesel- und Elektrotriebfahrzeugen fahren. Auch ein späterer Wechsel von Güter- auf Personenverkehr oder umgekehrt sei durch die „universelle Ausbildung jederzeit und problemlos möglich“, sagt Meder über den Abschluss an der Schule, die seit 2010 in Krefeld besteht. „Es warten gute bis beste Verdienstmöglichkeiten auf sie und oftmals ist auch ein Wohnungswechsel für den späteren Einsatz nicht erforderlich.“ Bundesweit seien von der Schule bisher mehr als 150 Menschen erfolgreich ausgebildet worden. Im Einsatz sind zum Beispiel Fahrsimulatoren, es werde „auf hochmodernen Triebfahrzeugen gelernt“.