„Bewerber sind selbstbewusst“

Gegenseitige Erwartungen von Firmen und Azubis: Gespräch mit einem Personalchef.

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Krefeld. Thomas Koenigs, Leiter für die Bereiche Personal und Recht beim Krefelder Energieanbieter Primagas, spricht mit der WZ über das, was Arbeitgeber von Bewerbern und Auszubildenden erwarten. Er nimmt aber auch Stellung dazu, was Bewerber von einem Unternehmen erwarten dürfen.

Herr Koenigs, Ihr Unternehmen ist zum dritten Mal hintereinander als „Top-Arbeitgeber“ ausgezeichnet worden. Wenn man die andere Seite betrachtet: Was erwarten Sie von einem Auszubildenden?

Thomas Koenigs: Das formuliere ich einmal grundsätzlich: Unternehmen suchen engagierte Mitarbeiter, die Spaß an ihrem Job haben und selbständig und eigeninitiativ arbeiten können. Wir als Vertriebsgesellschaft legen zusätzlich großen Wert darauf, dass unsere Auszubildenden kommunikativ und offen auf Menschen zugehen können — das gilt sowohl im Umgang mit Kunden als auch im Miteinander mit den Kolleginnen und Kollegen.

Vor dem Ausbildungsbeginn steht für Jugendliche die Bewerbung. Was erwarten Sie von einem Bewerber?

Koenigs: In erster Linie Engagement und Leistungsbereitschaft. Und wenn Sie mich nach Dingen wie Aussehen fragen: Das Erscheinungsbild im Rahmen einer Bewerbung hat sich stark gewandelt. Früher war der, sagen wir mal, „Kommunionanzug“ bei einem Bewerbungsgespräch bevorzugt. Heute gilt: Gepflegte Freizeitkleidung ist okay. Die Kleidung bei einem solchen Gespräch sollte angemessen und solide sein.

Welche Rolle spielt für Sie als Personalleiter der persönliche Eindruck, welche die Zeugnisnoten?

Koenigs: Wir haben in der Regel an die 150 Bewerbungen. Es folgen 30 bis 40 Erstgespräche. Vor dem Gespräch schauen wir auf die Noten, danach bewerten wir aber den Eindruck, den der Bewerber macht.

Aus Ihrer Sicht: Was geht bei einer Bewerbung gar nicht?

Koenigs: (lacht) Zum Beispiel den Bewerbungsunterlagen ein Party- oder ein Strandfoto beizulegen. Sie glauben es nicht, aber das passiert. Das hinterlässt bei uns den Eindruck, dass der oder die Betreffende eigentlich gar keine Lust auf diese Bewerbung hat. Auch Nachlässigkeiten bei den Anreden, vor allem schriftlich, sind schlecht, weil sie zu derselben Annahme führen. Der Bewerber sollte eine gesunde Mischung von dem präsentieren, was er ist. Nur stumm zu sein beim Gespräch bringt genau so wenig wie das „Reden wie ein Wasserfall“. Ein Beispiel: Ein Bewerber sollte in der Lage sein, kurz, aber zutreffend, zu beschreiben, was er zuvor in einem Praktikum gemacht hat.

Schauen wir auf die andere Seite: Was dürfen Bewerber von einem modernen Unternehmen wie Ihrem erwarten?

Koenigs: Bewerber sind heute sehr selbstbewusst und erwarten spannende Projekte, bei denen sie früh selbst Verantwortung übernehmen können. Genau das können sie bei uns. Einen wesentlich höheren Stellenwert als vor einigen Jahren hat auch die eigene Entwicklung. Mitarbeitern und Bewerbern ist eine kontinuierliche Fortbildung sehr wichtig, um Kompetenzen auszubauen und die persönlichen Chancen zu verbessern. Deswegen bieten wir unseren Azubis beispielsweise einen begleitenden Unterricht zur Berufsschule sowie einen zusätzlichen Englischunterricht.

Wie viel davon setzt Ihre Firma dauerhaft um?

Koenigs: Primagas bildet seit mehr als 40 Jahren aus und hat in dieser Zeit das Ausbildungsprogramm kontinuierlich ausgebaut. Unser Anspruch ist es, allen unseren Nachwuchskräften jederzeit eine optimale Ausbildung anzubieten und ihnen zu einer Karriere zu verhalfen. Denn der persönliche Erfolg jedes Mitarbeiters ist natürlich auch immer der Erfolg des gesamten Unternehmens.

Wie viele Auszubildende haben Sie zurzeit?

Koenigs: In Krefeld, dem Hauptsitz, sind es vier duale Studierende zur Betriebswirtschaft und vier Auszubildende zu Großhandelskaufleute. Zwei in Würzburg und einer in Dresden kommen hinzu, zusammen also elf. Bei gutem Prüfungsergebnis übernehmen wir unsere Auszubildenden. Von unseren jetzigen 250 Mitarbeitern sind 50 ehemalige Azubis.