Chemiepark im Krisenjahr: Investition – aber auch Abbau

Bayer investiert 200 Millionen, streicht aber die Forschung am Standort.

Krefeld. Das Schlimmste scheint vorbei zu sein, doch die Wirtschaftskrise hat auch im Chemiepark Uerdingen Spuren hinterlassen. Bestes Beispiel für den Mix aus guten und schlechten Nachrichten ist Bayer Material Science (BMS).

Das Unternehmen hat zugesagt, am Standort Uerdingen in den nächsten fünf Jahren 200 Millionen Euro zu investieren. Gleichzeitig wird aber noch in diesem Jahr die Forschung und Entwicklung rund um die Polycarbonate in Leverkusen konzentriert.

Davon sind insgesamt 200 Mitarbeiter betroffen, rund 80 davon in Uerdingen und Dormagen. Deren Stellen sollen zum Teil sozialverträglich abgebaut oder - zum Beispiel nach Antwerpen - verlagert werden.

Insgesamt ist die Zahl der Mitarbeiter im Chemiepark 2009 um 200 auf 6.800 gesunken. Und auch die Gesamtinvestitionen am Standort lagen im vorigen Jahr mit 63 Millionen Euro noch unter dem Stand des Lipobay-Krisenjahres 2004 (65 Millionen).

Entsprechend vorsichtig mit Prognosen ist deshalb Chemieparkleiter Dr. Stefan Dresely: "Der Aufschwung, den wir derzeit sehen, ist sehr teuer erkauft. Deshalb bin ich noch etwas skeptisch."

Doch alle Indikatoren zeigen derzeit nach oben. Am Standort Uerdingen gibt es derzeit keine Kurzarbeit mehr. Lediglich eine Polycarbonat-Anlage steht noch still. Ob in diesem Bereich abgespeckt wird, ist noch nicht klar. Denn auch hier steigt die Nachfrage wieder.

Nach oben zeigen auch die Zahlen beim Strom- und Dampfverbrauch sowie die Zahl der abgefertigten Lkw - alles Hinweise auf eine Erholung. Allerdings ist man noch nicht wieder auf dem Stand von Anfang 2008.

Drittes Beispiel für das Auf und Ab des vergangenen Jahres ist die Firma Tronox, die sich in Insolvenz befindet, aber dennoch 40 neue Mitarbeiter eingestellt hat. Dresely hofft hier auf einen solventen Käufer, der sich dann möglicherweise auch im Chemiepark noch stärker engagiert.

Dass die Chemieparkpartner trotz des schwierigen Jahres investieren wollen, spricht für den Standort Uerdingen. So hat Lanxess für seine neue Lachgas-Reduktionsanlage nicht nur gerade einen Preis beim Wettbewerb "365 Orte im Land der Ideen" gewonnen, sondern trägt auch zum Klimaschutz bei. Zudem investiert das Unternehmen 18 Millionen Euro in den Bau einer neuen Formalin-Produktionsanlage.

BMS will in den nächsten fünf Jahren sogar 200 Millionen Euro investieren. Unter anderem baut der Bayer-Teilkonzern eine neue Anlage zur Chlorgewinnung.

Dort soll auch die von den Mitarbeitern entwickelte Sauerstoffverzehr-Kathode zu Einsatz kommen, die bei der Chlorerzeugung Strom spart und den Kohlendioxid-Ausstoß um bis zu 45 Prozent vermindert. Dresely: "Das sind klare Signale für den Standort Uerdingen."